Generalsekretär des ACT-Bündnisses spricht den Überlebenden des Erdbebens in Nepal Mut zu
Kathmandu, Nepal/Genf, 21. März 2016 (LWI) – „Ich werde Ihre Geschichten mit dem Rest der Welt teilen, damit Sie beim Wiederaufbau Ihrer Lebensgrundlagen unterstützt werden. Wir lassen Sie nicht im Stich“. Mit dieser Botschaft hat der Generalsekretär des ACT-Bündnisses, John Nduna, während seines jüngsten Besuchs den Überlebenden des Erdbebens von Nepal Mut zugesprochen. Gleichzeitig kündigte er einen zweiten Aufruf des ACT-Bündnisses für weitere Hilfsaktionen an.
Dharma Lal Shrestha aus dem Dorf Baramchi im Distrikt Sindhupalchowk war eines von zahlreichen Mitgliedern der Gemeinde, die mit Nduna und einem weiteren ACT-Vertreter, Prabin Manandhar, Direktor des LWB-Programms in Nepal und Leiter des Nepal-Forums des ACT-Bündnisses, über ihre Sorgen und Nöte sprachen.
„Unser Leben steht auf dem Spiel. Ein Jahr nach dem Erdbeben leben wir immer noch unter Zeltplanen. Die Bewässerungsanlage hat ihren Dienst aufgegeben, und wir können keine Feldfrüchte mehr in ausreichender Menge anbauen“, berichtete Shrestha.
Tief beeindruckt vom Durchhaltevermögen der Menschen
Nduna und Manandhar besuchten diverse Projekte der Mitglieder des ACT-Bündnisses und erörterten die Erfolge der Erdbeben-Nothilfe während mehrerer Treffen mit Premierminister Khadga Prasad Sharma Oli und den zwei stellvertretenden Premierministern Kamal Thapa und Chandra Prakash Mainali.
Nduna sagte, er sei tief beeindruckt vom Durchhaltevermögen der Gemeinschaften und von ihrem unbedingten Willen, wieder auf die Beine zu kommen.
Was die Menschen sowohl in Siedlungen in der Nähe der Hauptstadt als auch in abgelegenen Bergdörfern miteinander verbindet, ist der Wunsch, ihre Häuser und Schulen und auch ihre Lebensgrundlagen wieder aufzubauen.
In Sanogoan, einem der Modelldörfer des ACT-Bündnisses, trafen die Besucher Frauen, die aus Stampflehm Ziegel für den Wiederaufbau ihrer Dörfer herstellten. Der LWB Nepal hat 16 Familien mit einem Minidarlehen für den Wiederaufbau ihrer Existenz unterstützt. Alle Familien haben 200 000 nepalesische Rupien (USD 1 860) für den Wiederaufbau ihrer Häuser erhalten. „Diese Unterstützung hat uns in sehr schweren Zeiten geholfen. Die Gemeinschaft ist näher zusammengerückt, wir haben wieder ein gemeinsames Ziel“, sagte Kabita Shresta, eine der Frauen, die Ziegel für den Wiederaufbau herstellt.
In Piskar in Sindhupalchowk, wo die niederländische Zwischenkirchliche Organisation für Entwicklungszusammenarbeit (ICCO) als Mitglied des ACT-Bündnisses und ihr lokaler Partner ISARD den Wiederaufbau einer Papierfabrik unterstützten, konnten die Besucher sich ansehen, wie die Frauen die Zweige des lokta-Baumes zu Zellstoff verarbeiten. Diese Masse wird in einen Rahmen gegossen und trocknet zu einem Rohstoff, aus dem Nepals hochwertiges handgeschöpftes Naturpapier hergestellt wird. „Diese Einnahme sind für uns sehr wichtig“, sagte Dil Maya Shrestha, einer der Arbeiter in der Fabrik. „Sie sind in diesen schweren Zeiten eine echte Hilfe.“
Mehr Hilfe erforderlich
Es wird jedoch noch mehr Hilfe gebraucht. Während eines Gesprächs mit den DorfbewohnerInnen in Sanogoan erwähnten diese, dass eine Schule in der Nähe während des Erdbebens teilweise zerstört worden sei. Die Eltern machten sich Sorgen wegen ihrer Kinder, die in einem unsicheren Gebäude lernen müssen.
„Dass Sie beim Aufbau vollen Einsatz zeigen, ist ein Beweis Ihrer Stärke. Es gibt immer noch zusätzlichen Hilfsbedarf, und alles, was wir tun können, ist Ihre Arbeit zu unterstützen. Dieses Hilfsangebot halten wir aufrecht. Wir lassen Sie nicht im Stich.“ John Nduna
Da es vor Ort keine medizinische Versorgung und kein Krankenhaus gibt, muss die Dorfgemeinschaft ihre Kranken zu einer weiter entfernten Klinik bringen. Die Gemeinschaft macht sich ebenfalls Sorgen darüber, dass die für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellten Mittel nicht ausreichen, um neue Häuser für ihre grösser gewordenen Familien zu bauen.
In Dorf Piskar zeigten sich die Frauen besorgt wegen der Monsunzeit, in der sie kein handgeschöpftes Papier herstellen können und ihre Familien andere Mittel und Wege finden müssen, um sich zu ernähren. Investitionen in den Anbau und die Ernte von Kräutern würde nach Ansicht der Frauen die Lage entspannen.
Nduna sagte, er sei sehr beeindruckt von dem Einsatz und dem Engagement, mit dem die Gemeinschaft nach dem verheerenden Beben den Wiederaufbau in Angriff nehme. „Dass Sie beim Aufbau vollen Einsatz zeigen, ist ein Beweis Ihrer Stärke. Es gibt immer noch zusätzlichen Hilfsbedarf, und alles, was wir tun können, ist Ihre Arbeit zu unterstützen. Dieses Hilfsangebot halten wir aufrecht. Wir lassen Sie nicht im Stich“, versicherte er den Menschen in Sanogoan und Piskar.
Unterstützung für zwölf Dorfgemeinschaften
Nach dem Erdbeben 2015 haben die acht Mitglieder des Nepal-Forums des ACT-Bündnisses 40 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt, um betroffene Gemeinschaften in 12 Distrikten zu unterstützen. Fast 100 000 Haushalte erhielten finanzielle Hilfe. Mehr als 65 000 Notunterkünfte wurden gebaut, und mehr als 67 000 Haushalte erhielten Hygienesets und/oder Winter-Überlebenskits. Psychosoziale und freizeitpädagogische Betreuung wurde ca. 26 000 Menschen angeboten. Darüber hinaus wurden 170 provisorische Lernzentren eingerichtet und 228 Anlagen für die Trinkwasserversorgung instandgesetzt.
Nach dem Besuch verschiedener Projektgebiete kam Nduna zu dem Ergebnis, dass die Interventionen im Grossen und Ganzen effektiv waren. „Ich habe den Eindruck, dass unsere Mitglieder rechtzeitig reagiert und den Menschen ein würdevolles Leben unter Berücksichtigung ihrer tatsächlichen Bedarfslage und unter Beachtung der Rechenschaftspflicht ermöglicht haben“, sagte er.
Nduna wird auf unterschiedlichen internationalen Foren über seine Erfahrungen berichten, darunter auch das Humanitarian Network. Er ist überzeugt davon, dass für Nepal zusätzliche Hilfsgelder verfügbar gemacht werden können, wenn die Regierung kooperiert.
„Unserer Aufgabe ist noch nicht beendet. Die Menschen dürfen nicht zurückbleiben. Wir müssen sie so lange begleiten, bis sie wieder selbst für sich sorgen können“, sagte Nduna und fügte hinzu, dass Wohnunterkünfte nach wie vor am dringendsten gebraucht würden, „damit jeder Mensch mit seiner Familie in Würde leben kann.“
Im Rahmen eines zweiten ACT-Aufrufs wird ein weiteres Unterstützungsprogramm besonders für den Bau dauerhafter Häuser und die Entwicklung von Lebensgrundlagen aufgelegt.
Beitrag der LWB-Korrespondentin Lucia de Vries, Nepal