Anerkennung für den humanitären Einsatz des LWB
(LWI) – Unterstützung der vom Krieg betroffenen Familien und Hilfe für Binnenvertriebene: Während ihres Besuchs in der Ukraine hat das Führungsteam des Lutherischen Weltbundes (LWB) die Frontstadt Charkiw besucht, die zurzeit verstärkt Ziel einer militärischen Offensive der Russen ist. Bei der Begegnung mit Personal und während des Besuchs von Einsatzorten des LWB haben sich LWB-Präsident Henrik Stubkjær und LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt anerkennend über den Umfang und die Qualität der vom LWB in der Ukraine geleisteten Arbeit geäußert.
Unterstützung der Bevölkerung in der Ukraine
Der LWB ist zurzeit in der Ukraine in der Stadt Charkiw im Einsatz. Zu den wichtigsten Tätigkeiten gehören die Instandsetzung und der Wiederaufbau von Wohnungen, die durch den Krieg beschädigt worden sind, humanitäre Hilfe für die Binnenvertriebenen und der Betrieb von 14 so genannten Wärmestationen, in denen Menschen eine warme Mahlzeit bekommen, sich ausruhen und ihre Mobiltelefone und andere elektronische Geräte aufladen können, wenn sie zu Hause keinen Strom oder keine Heizung haben. Es kommt immer öfter zu Stromausfällen infolge der erneuten Angriffe auf die Infrastruktur der Stadt.
„Es ist wichtig für uns, hier zu sein und uns selbst von der Arbeit zu überzeugen, von der wir schon so viel gehört haben“, sagte Burghardt. „Als LWB fühlen wir uns weiterhin der Ukraine verpflichtet und helfen den Menschen, in Würde zu leben.“
Die Versorgung vertriebener Menschen sei eine Priorität, so Mark Mullan, der das LWB-Team in der Ukraine leitet. „Die Situation an der Front wird immer kritischer, jeden Tag kommen bei uns Hunderte von Menschen aus diesen Gebieten an.“ Der LWB und sein örtlicher Partner Spilna Sprava dla Ljudey nehmen Binnenvertriebene auf und versorgen sie mit Hilfsgütern.
Möglichkeit der Rückkehr nach Hause
Gleichzeitig geht die Arbeit in den 2022 zu Beginn der Invasion zerstörten Wohnvierteln weiter. „Wir sehen Wohnungen ohne Fenster, Türen und Wände. Wir treffen Menschen, die traumatisiert sind“, sagt Mullan. Die Arbeit des LWB geht über das Reparieren von Fenstern und Türen hinaus. „Wir leisten nicht nur Wiederaufbauarbeit im physischen Raum, sondern auch auf psychischer Ebene für die betroffenen Familien. Sie brauchen mehr als nur einen Platz, wo sie bleiben können. Sie brauchen psychologische Unterstützung, sie müssen Geld verdienen können, wir leisten juristische Hilfe usw. Wir nutzen eine ganzheitliche, integrierte Vorgehensweise, um den betroffenen Menschen beizustehen." Mobilisierungsteams aus der Gemeinschaft, in erster Linie junge Frauen aus der Nachbarschaft, stellen den Kontakt der Bewohnerinnen und Bewohner zu den örtlichen Behörden oder Infrastruktureinrichtungen her und leisten so konkrete Hilfe.
„Wir waren zu Hause, als unsere Wohnung getroffen wurde“, sagt Iryna Mykolaevna, die mit ihrem Bruder und ihrem kleinen Sohn in einem Wohnblock im einem Wohnviertel in Charkiw lebt. Das Haus zeigt immer noch die Spuren der Angriffe – Löcher, schwarze Brandstellen, Geschosskrater und Fenster, die mit Sperrholz vernagelt sind, weil die Glasscheiben zersplittert sind. Die Familie hat dann einen Monat lang in einem nahe gelegenen Keller gewohnt und ist dann zu Verwandten gezogen, bis die Stadt die Strom- und Wasserversorgung und die Heizung in dem Wohnblock wieder instandgesetzt hatte. „Danach kam der LWB“, sagt Iryna und lächelt. „Sie haben es uns ermöglicht, wieder zurückzukehren und hier zu bleiben.“
„Sie sind jetzt Teil unserer Familie“, fügt Ivan Predorovich hinzu, der im selben Gebäude wohnt. „Ich kann kaum glauben, wo Sie herkommen. Vielen Dank für den Besuch. Vielen Dank, dass Sie uns nicht vergessen haben.“
Ein Zeichen der Hoffnung setzen
Der LWB hat in Charkiw ein neues Projekt begonnen und baut jetzt Atombunker zu unterirdischen Schulen um. Die Schulen in der Ostukraine sind seit Ausbruch der Pandemie geschlossen. „Als die Pandemie zu Ende war, begann der Krieg“, sagt Mullan. „Einige Schülerinnen und Schüler sind seit Anfang 2020 nicht mehr unterrichtet worden – mit allen damit einhergehenden negativen Folgen.“
Die Stadt hat vor kurzem fünf Metro-Schulen in U-Bahn-Stationen eröffnet, hier ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler aber begrenzt. Der LWB plant die Eröffnung seiner ersten Schule im September, wenn das neue Schuljahr beginnt.
„Bildung hat immer eine wichtige Rolle innerhalb der lutherischen Gemeinschaft gespielt“, sagt Generalsekretärin Burghardt nach ihrem Besuch der Metro-Schulen und der Schutzbunker, die in Zukunft als neue Underground-Klassenzimmer dienen werden. „Den in Charkiw unter schlimmen Bedingungen lebenden Kindern die Möglichkeit des Schulbesuchs mit Präsenzunterricht und damit die Chance zu geben, nicht zu vergessen, wie es ist, gemeinsam mit anderen Kindern im Klassenzimmer zu sitzen, bedeutet, dass wir ihnen wieder ein Stück friedliches Leben zurückgeben. Ich bin sehr stolz auf unser LWB-Personal und unsere Partner vor Ort, die voller Begeisterung an diesem Projekt mitarbeiten und für die Kinder, ihre Eltern und die Lehrkräfte ein Zeichen der Hoffnung setzen.“
Während seines Besuchs im Charkiwer Büro fügte LWB-Präsident Stubkjær hinzu: „Die ist ein sehr schwieriges Lebens- und Arbeitsumfeld. Wir hören etwas über Ihr alltägliches Leben in den Nachrichten, aber erst jetzt können wir begreifen, was es wirklich bedeutet, hier zu leben. Der Herr möge Sie und Ihre Arbeit segnen.“