13 Millionen Menschen im Kongo brauchen Hilfe

25 Apr. 2018
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Eine Mutter und ihr Kind in einem der Gesundheitszentren des LWB. Das Kind wird wegen extremer Mangelernährung behandelt. Foto: LWB DRK

Eine Mutter und ihr Kind in einem der Gesundheitszentren des LWB. Das Kind wird wegen extremer Mangelernährung behandelt. Foto: LWB DRK

Humanitärer Einsatz hat sich seit 2017 verdoppelt

Goma (Demokratische Republik Kongo)/Genf (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) ruft Partner und Geldgeber dazu auf, die Nothilfe in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) zu unterstützen. Die Vereinten Nationen haben darauf hingewiesen, dass die DRK inzwischen eine der schwersten humanitären Krise auf dem afrikanischen Kontinent erlebt. Um auf die Lage der 13,1 Millionen Menschen in Not hinzuweisen, wurde am 13. April 2018 eine Geberkonferenz in Genf veranstaltet, auf der die Regierungen um Hilfen in Höhe von 1,68 Milliarden US-Dollar für lebensrettende Maßnahmen und den Schutz der Bevölkerung gebeten wurden.

Der LWB hat bereits in mehreren krisenbetroffenen Gebieten Hilfe geleistet, darunter auch in der Region Kasai. Das ACT-Bündnis hat in seinem Appell gefordert, die vom LWB und anderen Partnern durchgeführten Nothilfeprogramme zu unterstützen.

„Die Anzahl der Menschen, die humanitäre Hilfe brauchen, hat sich aufgrund der zunehmenden Gewalt innerhalb eines Jahres verdoppelt.  Das hat zu einer großen Zahl von Vertriebenen und Flüchtlingen, steigender Ernährungsunsicherheit und menschlichem Leid geführt“, sagt Susan Muis, LWB-Programmkoordinatorin für die Region Zentralafrika.

Katastrophale Lage in Afrika

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind dort inzwischen 4,5 Millionen Menschen als Binnenvertriebene unterwegs, und mehr als 740.000 Menschen aus dem Kongo sind in Nachbarländer wie Uganda geflohen. Nach Syrien gibt es in der DRK die höchste Zahl von Binnenvertriebenen weltweit. Sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt haben dramatisch zugenommen. Viele Menschen wurden getötet oder verletzt, und Hunderttausende brauchen psychosoziale Hilfe. Aufgrund der permanenten Gewalt und der Vertreibungen haben 7,7 Millionen Menschen nicht genug zu essen, und 2 Millionen Kinder leiden unter schwerer Mangelernährung.

Zugang zu humanitärer Hilfe

Während sich die Situation zunehmend verschärft, wird die Lage zahlreicher Hilfeorganisationen ebenfalls aufgrund von Entführungen und Gewalt gegen die Mitglieder dieser Organisationen vor Ort schwieriger. Muis schildert, wie die Helferinnen und Helfer selbst Opfer von Gewalttaten werden und humanitäres Völkerrecht missachtet wird: „Im vergangenen Jahr wurden 193 Sicherheitsvorfälle mit unmittelbaren Folgen für den Zugang zu humanitärer Hilfe gemeldet.  Mehrere NGOs, darunter auch der LWB, mussten ihre Arbeit vorübergehend einstellen. Einige haben sich vollständig aus der DRK zurückgezogen.“

Der LWB hat seine Arbeit in Masisi und anderen Provinzen fortgesetzt und gehört jetzt zu den wenigen Akteuren, die in dieser besonderen Region des Landes nach wie vor humanitäre Hilfe für die Menschen leisten können.

Mangelernährung

Die weit verbreitete Gewalt hat zu einer extremen Ernährungsunsicherheit geführt. Der LWB versorgt Kinder unter 5 Jahren mit hochkalorischer Nahrung und akut mangelernährte Kinder mit einer als „Plumpy Nut“ bezeichneten energiereichen Paste aus Erdnüssen. „Ich habe eine Intensivstation besucht und dort ein zwei Monate altes Kind gesehen, das nur 2,8 Kilogramm wog“, berichtet Muis.

Sie erinnert sich daran, wie der LWB im vergangenen Jahr zunächst 1.500 Kinder für das Nahrungsmittel-Sofortprogramm ausgesucht hatte, im Endeffekt aber 3.000 Kinder versorgt werden mussten, weil sich der Bedarf zwischenzeitlich verdoppelt hatte.

„Wir haben zu Beginn des Projekts unterschätzt, wie viele Kinder tatsächlich diese Hilfe brauchen würden“, berichtet Keskaite Placide, Pflegeleitern im LWB-Gesundheitszentrum in Kahe. Teilweise geht der erhöhte Bedarf auf die erneut in der Region aufflammenden Kämpfe zurück, so dass wieder mehr Menschen Schutz in einem Camp für Binnenvertriebene in der Nähe des Gesundheitszentrums suchen. „Wir weisen kein Kind ab, das unterernährt ist. Zurzeit können wir alle versorgen, da der LWB im Januar schon zusätzliche Hilfsgüter angefordert hat“, fügt Placide hinzu.

„In Kasai bringen die Eltern ihre mangelernährten Kinder aus 20 Kilometer entfernten Dörfern zu uns ins Zentrum, damit sie vom LWB behandelt werden können“, sagt Muis. Zusätzlich zum Ernährungsprogramm berät der LWB diese Familien auch bei der Verbesserung ihrer Ernährungssicherheit und unterweist sie im Anbau von Feldfrüchten und in anderen Tätigkeiten, um Einnahmen zu erzielen.

Insgesamt plant der LWB Hilfeleistungen für mehr als 58.000 Menschen in Form von Notunterkünften, Hilfsgütern, Nahrungsmitteln, Wasser, sanitären Anlagen und psychosozialer Hilfe.

Das Nahrungsmittel-Sofortprogramm für 3.000 mangelernährte Kinder wird von Canadian Lutheran World Relief und der Canadian Food Grains Bank unterstützt.

Die Maßnahmen zur Existenzsicherung von 1.500 Familien werden durch die Unterstützung der Kirche von Schweden/Radiohjälpen ermöglicht.

 

LWF/OCS