Advent im Nordirak - 4. Advent: Freude

16 Dez. 2014
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Der sechs Monate alte Mate Talb ist der Liebling des kirchlichen Gemeinschaftszentrums in der Nähe von Dohuk. Er bringt den 90 Menschen Freude, die hier auf engstem Raum zusammenleben müssen. Die LWB-Partnerorganisation CAPNI versorgt die Familien mit Lebensmitteln. Foto: LWB/S. Cox

Der sechs Monate alte Mate Talb ist der Liebling des kirchlichen Gemeinschaftszentrums in der Nähe von Dohuk. Er bringt den 90 Menschen Freude, die hier auf engstem Raum zusammenleben müssen. Die LWB-Partnerorganisation CAPNI versorgt die Familien mit Lebensmitteln. Foto: LWB/S. Cox

Während der diesjährigen Adventszeit denken wir an die Menschen im Nordirak, die ihre Heimat verlassen mussten. Viele von ihnen sind christlichen Glaubens und wurden während der vergangenen Monate aufgrund ihrer Religion zur Flucht gezwungen. Wie die Heilige Familie sind sie auf die Hilfe ihrer Nachbarschaft angewiesen. Gemeinschaften, wie die muslimische Bevölkerung in Dohuk, Nordirak, haben die Flüchtlinge in herzerwärmender und barmherziger Weise unterstützt.

Mit Hilfe seiner Mitgliedskirchen kümmert sich Lutherische Weltbund um die Flüchtlinge in Dohuk. Durch unseren Partner vor Ort, „Christian Aid in Northern Iraq“ (CAPNI), versorgen wir die Menschen mit Zelten und Hilfsgütern wie Kochgeschirr, Gaskochern, Heizgeräten, Decken und Teppichen sowie mit Wasser und sanitären Anlagen. Im November hat der LWB an tausende Familien Winterkleidung verteilt.

Für die Adventszeit haben wir vier Geschichten zusammengetragen. Sie berichten uns von Liebe, Frieden, Hoffnung und sogar Freude in extrem schwierigen Umständen.

Wir laden Sie ein, diese Geschichten und Gebete während der Adventszeit in Ihren Gemeinden zu teilen.

4. Advent: Freude

Mate Talb wurde im Alter von zwei Monaten getauft. Es folgte eine kleine Feier, aber die Freude war nur von kurzer Dauer. Bei ihrer Rückkehr am nächsten Tag fand die Familie an ihrer Haustür einen Anschlag: Sie müssten das Haus verlassen sonst würden sie getötet. Die Mutter, Snaa Jrgees, nahm das Kind, legte es ins Auto und verliess mit ihrer Familie den Ort Bashid, um sich in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak in Sicherheit zu bringen.

Die Familie lebt jetzt in einem kirchlichen Gemeinschaftszentrum, in dem 22 Familien mit insgesamt 90 Mitgliedern von der LWB-Partnerorganisation CAPNI versorgt werden. Sie alle sind vor der ISIS-Aggression geflohen. Die Lebensbedingungen sind kaum vorstellbar: 11 Familien schlafen in dem grössten Gemeinschaftsraum, die anderen 11 in den beiden kleineren Räumen des Zentrums. Es gibt keine Privatsphäre. Und doch ist dieser Platz, den sie jetzt ihr Heim nennen, in tadellosem Zustand: Die Schlafmatratzen sind gestapelt, die Küche ist aufgeräumt, der Teppichboden sauber. Gasheizgeräte sorgen im ganzen Haus für Wärme. Kinder laufen umher, Erwachsene sitzen zusammen und reden miteinander. Alle Mitglieder dieser Schicksalsgemeinschaft tun ihr Bestes, um den Ort in Ordnung zu halten und harmonisch miteinander zu leben.

Momente der Freude sind selten. Der kleine Talb ist im Haus der grösste Glücksquell. Der kleine Junge wird ständig geküsst und geherzt, alle kümmern sich um ihn. „Als Jüngster hat er Glück, jeder liebt ihn“, sagt Mutter Jrgees. „Manchmal vermisse ich ihn schon, weil jeder ihn verwöhnen will. Ich weiss nie, wer ihn als nächstes auf dem Arm hat.“

Die kleinen Glücksmomente mit einem Baby bringen Freunde in das Leben von Menschen, die nicht in ihre Heimat zurück können und die keine Vorstellung davon haben, was die Zukunft ihnen bringen wird.

Beten wir in dieser Adventszeit für die Flüchtlinge im Nordirak. Lasst uns dankbar sein für Menschen, die auch mitten in der Finsternis miteinander Freude teilen können. Danken wir dafür, dass wir dieses Weihnachten feiern können, dass „das Licht in der Finsternis scheint, und die Finsternis hat's nicht ergriffen“ (Johannes 1). Beten wir dafür, dass wir alle dieses Licht in die Welt tragen können für die Herrlichkeit Gottes und zum Wohle unseres Nächsten.

 

LWF World Service