Die LWB-Länderrepräsentantin in Äthiopien begrüßt die Wiederaufnahme der Lebensmittelhilfe, da interne Konflikte in dem Land weiterhin Vertreibungen und eine bedrohliche Ernährungsunsicherheit zur Folge haben.
LWB-Länderrepräsentantin warnt vor vielfachen Krisen im Land
(LWI) – Die Wiederaufnahme der Lebensmittelhilfe in Äthiopien sei mehr als willkommen, so Sophia Gebreyes, Länderrepräsentantin des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Äthiopien. „USAID hat im vergangenen Monat mit der Lieferung von Lebensmitteln an Geflüchtete begonnen und wird in Kürze die Verteilung von Hilfsgütern an Binnenvertriebene wiederaufnehmen. Wir begrüßen diese Entwicklung, denn Millionen von Binnenvertriebenen mussten ein halbes Jahr lang ohne diese Lebensmittelhilfen überleben.“
USAID und das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen hatten ihre Unterstützung eingestellt, nachdem es seit März 2023 in Tigray und seit Juni im gesamten Land angeblich Unterschlagungen der gelieferten Güter gegeben hatte. Nach Aussagen der örtlichen Verwaltungsbehörden war die Aussetzung der Hilfen der Grund für mehr als 1.000 durch Hunger verursachte Todesfälle.
Unter dem Radar
Die humanitäre Krise in Äthiopien, so Gebreyes, müsse stärker in den Fokus der internationalen Gemeinschaft rücken. Multiple interne Konflikte in den Regionen Amhara und Oromia fordern zahlreiche Opfer und führen zu Nahrungsmittelknappheit und Binnenvertreibungen. Gleichzeitig wird der Zugang zu humanitärer Hilfe eingeschränkt.
Das betrifft auch das LWB-Projekt zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und Resilienz in Lalibela in der Zone Nord-Wollo, das nicht wie gewohnt weitergeführt werden kann. Für die Geflüchteten aus dem Sudan, die im Lager Kumer im Westen Äthiopiens leben, kann keine verbindliche Unterstützung mehr zugesagt werden. Gebreyes berichtet, dass die Hilfslieferungen immer wieder unterbrochen würden.
„Die Situation im Norden Äthiopiens ist nicht mehr ernst, sondern kritisch“, sagt Gebreyes. Der Konflikt in Tigray sei zwar vor zwei Jahren mit der Vereinbarung über die Einstellung der Feindseligkeiten beendet worden, berichtet sie, „es braucht aber seine Zeit, erneut Verwaltungsstrukturen als Voraussetzung für einen echten Wiederaufbau herzustellen.“ Die Spannungen im Grenzgebiet zwischen Amhara und Tigray bleiben.
Die Situation ist besonders schwierig für die 1,8 Millionen Binnenvertriebenen in Tigray, die immer noch nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten und weiterhin in öffentlichen Schulen in der Region untergebracht sind. „Das bedeutet, dass die Schulen nicht für ihren eigentlichen Zweck genutzt werden können und viele Kinder in Tigray ein weiteres Jahr keinen vernünftigen Schulunterricht erhalten“, sagt Gebreyes.
„Wir können die Menschen, die wir versorgen, nicht rechtzeitig mit dem beliefern, was sie brauchen“, sagt Gebreyes. „Alles verzögert sich. Der aktive Kampf im Norden führt zu einer massiven Ernährungsunsicherheit, da die Menschen keine Landwirtschaft betreiben können. Die Situation ist kritisch.“