Aufruf an UN: Hört die Stimme der Flüchtlinge

18 Juni 2018
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Rose Nathike Lokonyen spricht anlässlich der Konsultation über den globalen Pakt für Flüchtlinge. Foto: LWB/Peter Kenny

Rose Nathike Lokonyen spricht anlässlich der Konsultation über den globalen Pakt für Flüchtlinge. Foto: LWB/Peter Kenny

Rose Lokonyen bei der Konsultation über den globalen Pakt für Flüchtlinge

Genf (LWI) – Rose Nathike Lokonyen lebt als Flüchtling im Kakuma-Camp in Kenia lebt wo auch der Lutherische Weltbund (LWB) tätig ist und nahm im Flüchtlingsteam an den Olympischen Spielen 2016 teil. Mit ihrer Geschichte konnte sie schnell das Interesse der internationalen Teilnehmenden an der 5. formellen Konsultation über den globalen Pakt für Flüchtlinge (Global Compact on Refugees) gewinnen, als sie dort das Wort ergriff.

Die junge Athletin las am 13. Juni im Palais des Nations eine Erklärung im Namen des LWB und des International Council of Voluntary Associations (ICVA) vor.

Schon die einleitenden Worte: „Mein Name ist Rose Nathike Lokonyen. Ich bin Flüchtling aus dem Südsudan, habe als Athletin bei den Olympischen Spielen teilgenommen und lebe im Kakuma-Flüchtlingslager in Kenia“, sorgten dafür, dass sie sofort die Aufmerksamkeit der Diplomatinnen und Diplomaten aus aller Welt in dem voll besetzten Sitzungssaal auf sich zog.

„Ich bin heute Morgen aus Kenia hier angekommen, um an der fünften formellen Konsultation über den globalen Pakt über Flüchtlinge teilzunehmen. Ich danke dem Lutherischen Weltbund für seine Unterstützung, ohne die ich nicht hier in Genf wäre, und ICVA für die Redezeit, die man mir hier gegeben hat.“

Noch vor drei Jahren war sich Lokonyen (25) kaum ihrer besonderen Talente bewusst. Sie hatte niemals zuvor an einem sportlichen Wettkampf teilgenommen. Als sie acht Jahre alt war, musste sie aufgrund des Krieges aus dem Südsudan fliehen.

Gemeinsame Verantwortung für die Aufnahme von Flüchtlingen

2016 war Lokonyen eine von zehn Flüchtlingsathleten, davon fünf aus dem Südsudan, die an den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro in Brasilien teilnahmen. Als Schülerin der LWB-Schulen im Flüchtlingslager Kakuma und als freiwillige LWB-Helferin im Einsatz für die Rechte von Mädchen wurde sie auch ausgewählt, in der Malmö-Arena eine Rede vor der LWB-Führungsspitze und vor Papst Franziskus zu halten. 

Ein weiteres historisches Ereignis 2016 war die Verabschiedung der New Yorker Erklärung für Flüchtlinge und Migranten, dem alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zustimmten. Damit wird bekräftigt, dass der Schutz derjenigen, die zur Flucht gezwungen werden, und die Unterstützung der Aufnahmeländer gemeinsam wahrzunehmende internationale Aufgaben sind, die gerechter verteilt und zuverlässiger wahrgenommen werden müssen.

Mit der Erklärung erhielt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) die Aufgabe, auf Basis des Rahmenplans für Flüchtlingshilfemaßnahmen (CRRF) einen „globalen Pakt für Flüchtlinge“ (Global Compact on Refugees – GCR) zu entwickeln.

Die UNHCR hat Konsultationen mit Regierungen und anderen Stakeholdern durchgeführt, um dieser Aufgabe nachzukommen. Der Hohe Flüchtlingskommissar wird den Text des GCR in seinem Jahresbericht 2018 an die UN-Generalversammlung vorlegen. Die endgültige Fassung ist für den kommenden Monat vorgesehen.

Dieser Pakt ist rechtlich nicht verbindlich, aber die Staaten und die NGOs sind sich darin einig, dass er erheblich Auswirkungen auf die Art und Weise haben wird, wie Staaten in Zukunft Flüchtlinge behandeln.

Mutmachende Erfahrung

Rose Nathike Lokonyen war der einzige Flüchtling, der an diesem Tag im Namen des LWB und des ICVA sprach. Sie sagte, dass diese Art der Anerkennung für Menschen wichtig sei, die aus ihren Heimatländern vertrieben worden seien: „Die Erfahrung, als Fahnenträgerin für das olympische Flüchtlingsteam während der Eröffnungsfeier ins Stadion zu laufen, hat mir viel Mut gemacht. Vor zwei Tagen habe ich an den ersten vom UNHCR organisierten TED-Veranstaltungen im Flüchtlingslager Kakuma teilgenommen, wo wir viele inspirierende Geschichten von Flüchtlingen gehört haben“, sagte sie.

„Wenn unsere Stimmen gehört und unsere Prioritäten in den globalen politischen Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden, wird es den Flüchtlingen gutgehen, und sie können gesellschaftlich und wirtschaftlich an der Entwicklung ihrer Aufnahmeländer teilnehmen, wie dies ja bereits an einigen Orten zu sehen ist“, sagte die junge Frau, die sich als Läuferin inzwischen auf die anspruchsvolle 800m-Distanz spezialisiert hat.

Während der Anhörung am 13. Juni hat Volker Türk, der stellvertretende UNO-Flüchtlingshochkommissar, den dritten Entwurf des globalen Pakts für Flüchtlinge vorgelegt. Während der Anhörung, so sagte er, habe man bisher 188 Stellungnahmen der Mitgliedstaaten und der NGOs zur Kenntnis genommen.

Nachdem sie ihre persönliche Geschichte erzählt hatte, gab Nathike eine Erklärung zum globalen Pakt ab und sagte, dass die NGOs, die sie repräsentiere, „konkretere Einzelheiten zu weiteren Schritten zu schätzen wüssten.“

 „In gleicher Weise hoffen wir, dass der globale Pakt sich präziser dazu äußert, was ‚gemeinsame Ergebnisse‘ bedeutet, oder einen Zeitrahmen vorschlägt, um ein gemeinsames Verständnis der Ergebnisse und kontextspezifischen Ziele zu bekommen“, stellte sie fest.

Nathike erklärte ebenfalls, „dass unserer Meinung nach in dem Entwurf der Aspekt der Verantwortung gegenüber Flüchtlingen nach wie vor zu kurz kommt. Diese Verantwortung können wir nur durchsetzen, wenn Flüchtlinge an nationalen und regionalen Strukturen beteiligt werden, die Koordinierungsaufgaben in der Flüchtlingspolitik übernehmen und wo sie direkt auf Programmentscheidungen Einfluss nehmen können.“

 

LWF/OCS