„Das Leid Tausender beenden”

07 Apr. 2016
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Kinder einer indigenen Gemeinschaft in Choco betrachten vom Flussufer aus den Sonnenaufgang. Foto: LWB Kolumbien

Kinder einer indigenen Gemeinschaft in Choco betrachten vom Flussufer aus den Sonnenaufgang. Foto: LWB Kolumbien

LWB begrüsst die Beteiligung der ELN an den Friedensgesprächen in Kolumbien

Bogota, Kolumbien/Genf, 4. April 2016 (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) würdigte und unterstützte die Aufnahme von Friedensgesprächen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN), die eine der wichtigsten Konfliktbeteiligten in dem Land ist.

In einer Erklärung begrüßte LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge die Ankündigung der kolumbianischen Regierung und der Guerilleros der Nationalen Befreiungsarmee (ELN), Friedensverhandlungen aufzunehmen. „Da wir um der ernsten humanitären Folgen und der furchtbaren Auswirkungen dieses bewaffneten Konflikts auf die Zivilbevölkerung bewusst sind, können wir ermessen, welch grosse Bedeutung der Beginn der Gespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der ELN zur Befriedung des Konflikts und damit auch zur Beendigung des Leids Tausender von Menschen in Kolumbien hat“, sagt Junge. „Wir glauben, dass die Konfliktparteien diese einmalige Gelegenheit dazu nutzen sollten, eine neue Gesellschaft aufzubauen, in der Konflikte durch Gespräche und nicht durch Waffengewalt gelöst werden und in der die demokratische Beteiligung aller Gesellschaftsschichten gewünscht wird.“

Fünf Jahrzehnte Kampf

Der Konflikt in Kolumbien dauert seit mehr als fünf Jahrzehnten und hat mehr als 200.000 Todesopfer gefordert, meistens unter der Zivilbevölkerung. Über 15.000 Menschen werden vermisst. Der ständige Guerillakampf hat Millionen von Menschen vertrieben. Die permanenten Sabotageaktionen der Rebellenarmeen haben dafür gesorgt, dass Hunderttausende ohne Trinkwasser und Stromversorgung leben müssen. 

Die Hauptbeteiligten des Konflikts sind die Regierungstruppen und mehrere Guerillaorganisationen. 2012 begannen Friedensgespräche zwischen der Regierung und der grössten Gruppe, der FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens). Die ELN (Ejército de Liberación Nacional – Nationale Befreiungsarmee) ist eine Guerillagruppe, die etwa gleich gross ist und zur gleichen Zeit gegründet wurde, jedoch eine geringfügig andere ideologische Ausrichtung hat.

Im Juli 2015 hat der LWB mit mehr als 130 anderen ökumenischen und aus dem Glauben handelnden Gruppen einen Appell an die wichtigsten Beteiligten der Friedensverhandlungen in Havanna unterzeichnet und einen Waffenstillstand zwischen den Regierungstruppen und der FARC-Guerilla gefordert.

Aktiv am Friedensprozess beteiligt

Der LWB ist in Kolumbien über seine Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (ELKK), und zwei anerkannte Gemeinden vertreten. „Für uns als Kolumbianer ist es beruhigend, auf die Unterstützung des LWB in einer Frage rechnen zu können, die uns alle als Mitglieder dieser Nation betrifft“, sagt Bischof Benjamín Ojeda von der ELKK. „Wir begrüssen diese Erklärung an die Konfliktparteien. Möge Gott Ihre Mission der Vermittlung und Versöhnung segnen.“

Auf Einladung der ELKK hat die LWB-Abteilung für Weltdienst im Jahr 2002 mit der humanitären Hilfe begonnen und 2006 ein Landesbüro in Kolumbien eröffnet. Gemeinsam mit dem ACT-Bündnis und lokalen Netzwerken setzten sie sich für Menschenrechte und eine langfristige nachhaltige Entwicklung ein und führen humanitäre Massnahmen durch.

Der LWB unterstützt zivilgesellschaftliche Organisationen in den Departamentos Arauca und Choco bei der Friedensarbeit. Der LWB arbeitet weiterhin mit dem Ständigen Komitee zur Verteidigung der Menschenrechte - PCHR Region Ost im Rahmen des Friedensprojekts „Building Pathways of Peace in our Territory" zusammen. Diese Initiative will die örtliche Bevölkerung in Aktionen zur Verteidigung ihrer Rechte einbinden (das erfordert Mut und Entschlossenheit) und sie an friedensfördernden und vertrauensbildenden Massnahmen wie Bildungs- und Freizeitprojekten beteiligen.

Eine Agenda für Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung

In seiner Erklärung fordert LWB-Generalsekretär Junge die Konfliktparteien nachdrücklich auf, sich auch mit den Fragen zu befassen, die zur Entstehung des Konflikts geführt haben,  sowie die Menschen zu unterstützen, die darunter leiden müssen. Er appelliert an die Parteien, darauf zu achten, dass die vereinbarte Agenda für „Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung“ sorgt und gleichzeitig eine Wiederholung ihres Leids verhindert.

„Wir sind der Meinung, dass der Beginn eines Dialog- und Verhandlungsprozesses mit der ELN eine wichtige Chance bietet, offene Fragen in der nationalen Debatte anzusprechen, dazu gehören z. B. Umweltkonflikte, das Management von Rohstoffen und Energieressourcen, die Förderung von Öl und Gas und ein für die Umwelt nachhaltiges  Entwicklungsmodell, das die Rechte und Lebensgrundlagen der ländlichen und indigenen Bevölkerung afrikanischer Abstammung respektiert“, heisst es in der Erklärung.

 

Vollständige Erklärung hier zum Download

 

LWF/OCS