Welle kongolesischer Flüchtlinge erreicht Uganda
(LWI) – „Ich hatte fünf Kinder. Alle wurden getötet“, klagt Bernadetta Myanura. Die ältere Frau hat eine Narbe am Arm. Ihre 14-jährige Enkelin ist das einzige Familienmitglied, das ihr geblieben ist. Sie steht neben Bernadetta, den Blick gesenkt. Abgesehen von den Kleidern, die sie am Leib tragen, konnten die beiden auf ihrer Flucht vor der Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) nichts retten. Die Kleider, und ihr Leben. Ende April erzählten sie in einem überfüllten Aufnahmezentrum im Flüchtlingslager Rwamwanja im Westen Ugandas einer Gruppe von LWB-VertreterInnen ihre Geschichte.
Seither hat sich die Situation weiter verschärft. Seit Wochen nimmt die Zahl der Flüchtlinge aus der DRK zu. Nach Angaben von UNHCR-Uganda strömen wöchentlich Tausende aus dem Osten der DRK ins Land. Dort drohen Vergewaltigung und Verschleppung durch die Mai-Mai-Miliz, die behauptet, für die Unabhängigkeit der Provinz Katanga von der DRK zu kämpfen. Tausende Familien mussten angesichts der Gewalt ihre Wohnorte verlassen. Innerhalb von weniger als zwei Wochen trafen 3.000 kongolesische Flüchtlinge in Uganda ein. Nach Angaben der Lagerverwaltung lässt das, was sie berichten, auf einen völligen Zusammenbruch von Recht und Ordnung im Osten der DRK schliessen.
Neue Siedlung für 15.000 Flüchtlinge
Der Lutherische Weltbund (LWB) hat im Aufnahmezentrum von Mahane bisher 1.600 kongolesische Flüchtlinge registriert, weitere 1.000 werden diese Woche erwartet. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. Das LWB-Team im Lager Rwamwanja versorgt die Neuankömmlinge mit Hilfsgütern – Decken, Eimer, Kochtöpfe sowie Gerätschaften zum Ausheben von Latrinen. Bei der Registrierung klärt der LWB auch, wer besondere Unterstützung braucht, etwa Schwangere, Mütter mit Neugeborenen, Menschen mit Behinderungen, Überlebende sexueller und genderbezogener Gewalt, unbegleitete Minderjährige und Kinder, die von ihren Familien getrennt wurden. In diesem Zusammenhang stellt der LWB innerhalb des Aufnahmezentrums auch Beratungsangebote bereit.
Die ugandische Regierung hat innerhalb des Lagers Rwamwanja eine neue Flüchtlingssiedlung ausgewiesen. Der LWB ist einer der wichtigsten Implementierungspartner in der neuen Siedlung, die den Namen Mahiga trägt. Auf 7,7 Quadratkilometern sollen 15.000 Flüchtlinge untergebracht werden. Jedem Haushalt wird eine Fläche von 250 Quadratmetern zugewiesen. Der LWB und andere Organisationen werden die Unterkünfte für die Flüchtlinge bereitstellen, sie landwirtschaftlich unterstützen sowie für Sicherheit und öffentliche Dienstleistungen sorgen.
Niemand kann sagen, wie lange sie bleiben müssen. „Die Menschen hatten begonnen, in die DRK zurückzukehren, jetzt müssen sie wieder fliehen“, stellen LWB-Mitarbeitende im Aufnahmezentrum fest.