Die erste Baufachfrau in Rwamwanja

13 Okt. 2017
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Hawa Andrew baut an einem Haus. Fotos: LWB/S. Nalubega

Hawa Andrew baut an einem Haus. Fotos: LWB/S. Nalubega

LWB bietet kongolesischen Flüchtlingen Bildung und Arbeitsmöglichkeiten

RWAMWANJA, Uganda (LWI) – Hawa Andrew hat das schönste Haus in der Flüchtlingssiedlung von Rwamwanja (Uganda).

Das ist zumindest die Meinung ihrer Familie, die bei ihr lebt, und natürlich der Frau, die es gebaut hat: Hawa Andrew selbst. Die 18-Jährige, die aus dem Kongo floh, erlangte dank eines Stipendiums vom Lutherischen Weltbund (LWB) einen Abschluss im Baufach.

 

„Was Männer tun können, können Frauen auch – und zwar perfekt“

In ihrer Kindheit hatte sich die junge Frau keine Karriere als Baumeisterin vorgestellt; sie träumte davon, Ärztin zu werden. Dieser Traum endete, als die Kampfhandlungen sie zwangen, die Schule zu verlassen und schließlich sogar aus ihrem Land, der Demokratischen Republik Kongo, in das benachbarte Uganda zu fliehen.

Im Flüchtlingslager Rwamwanja wurde sie zusammen mit 100 weiteren jungen Menschen für ein Stipendium des LWB ausgewählt. Diese Stipendien sind Teil der LWB-Arbeit zur Förderung von Existenzgründungen. Ziel ist es, junge Menschen mit Fertigkeiten auszustatten, die ihnen helfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und selbstständig zu sein. Aufgrund ihrer Schutzbedürftigkeit und ihrer Familienbedürfnisse wurde Andrew 2015 von ihrer Gemeinschaft und vom LWB für eine Ausbildung im Fach Bau- und Baupraxis (Building and Construction Practice, BCP) im ugandischen Schulungszentrum für ländliche Entwicklung (Uganda Rural Development Training Centre, URDT) ausgewählt.

Die junge Kongolesin war die einzige Frau in dieser Gruppe von 11 Stipendiaten. „Was Männer tun können, können Frauen auch – und zwar perfekt“, sagt sie.

 

„Sie arbeitet sehr fleißig und arbeitet besser und sauberer als viele Männer in ihrer Baugruppe“, sagt Margaret Nyangoma, LWB-Projektleiterin.

Einkommensquelle

Heute findet man Andrew auf Baustellen, wo sie Wetter und Höhen trotzt, um Fundamente zu legen oder Mauern und Dächer zu bauen. Nach ihrem Abschluss wurden Andrew und vier weitere Absolventen vom LWB beauftragt, Häuser für in der Siedlung lebenden Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu bauen.

 

Die Häuser werden Flüchtlingen zur Verfügung gestellt, die selbst keine Unterkünfte bauen können: Menschen mit Behinderungen, Familien, die von Frauen oder Kindern geleitet werden, und ältere Menschen.

„Alle Mitglieder der Baugruppen sind Stipendiaten, die berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten in ihrem Fach erworben haben“, sagt Nyangoma. „Darum sind sie immer unsere erste Wahl.“

Das Traumhaus

Andrew benutzte ihr erstes Gehalt dazu, Essen, Kleidung und Schuhe für sich und ihre Familie zu kaufen. Während sie auf eine andere Aufgabe wartete, begann sie, Backsteine herzustellen, um ein größeres Haus für ihre Familie bauen zu können. Dann kaufte sie Zement, Nägel und Stangen. Im November 2016 baute Andrew im Dorf Mahani dann ein neues Haus für ihre Familie.

 

„Meine Eltern mögen es, und für meine Geschwister ist es jetzt bequemer, da sie nicht mehr ein Schlafzimmer mit unseren Eltern teilen müssen“, fügt Andrew hinzu.

Als Frau in einem traditionellen Männerberuf wird Andrew manchmal von Mitgliedern der kongolesischen Flüchtlingsgemeinschaft verspottet. „Wenn ich arbeite, versammeln sich Menschen um die Baustelle und machen sich über mich lustig. Sie sagen, es sei ungewöhnlich, dass eine Kongolesin auf Mauern klettere und Dächer baue wie Männer“, erzählt sie.

Für Hawa Andrew ist dies jedoch ein weiterer Ansporn, in ihrem neuen Beruf weiterzuarbeiten. Sie möchte andere junge Frauen dazu anregen, sich in von Männern dominierte Arbeitsbereiche zu wagen: „Der Spott und die Unfälle am Arbeitsplatz haben mich nur stärker und vorsichtiger gemacht“, sagt sie.

Die Stipendien für junge Menschen sind Teil des in den Flüchtlingssiedlungen Rwamwanja und Adjumani durchgeführten LWB-Projekts „Schutz und nachhaltige Lösungen für südsudanesische und kongolesische Flüchtlinge in Uganda“. Das Projekt besteht aus Interventionen in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), Schutz und Lebensunterhalt. Die Ausbildung für junge Menschen ist Teil der Komponente Lebensunterhalt.

Die Existenzgründungsprojekte des LWB in Uganda entsprechen den aktuellen Initiativen zur Förderung von Eigenständigkeit und Anpassungsfähigkeit gemäß der ReHope-Strategie der UNO und der Weltbank. Diese ist ein wichtiger Baustein für die Umsetzung des umfassenden Rahmenplans für Flüchtlingshilfemaßnahmen (CRRF) in Uganda.

Das Projekt wird vom United States Bureau of Population, Refugees and Migration (BPRM) finanziert.

Der LWB bietet auch bescheidene Unterkünfte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, um deren Lebensstandard zu verbessern. Diese Unterkünfte werden von Flüchtlingen und Bewohnern der Gastgemeinschaft errichtet, die vom LWB mit Mitteln von BPRM beauftragt und bezahlt werden.

Noemi Torrecillas