Ojot Ojulu neuer Assistierender Generalsekretär des LWB für Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte
Genf (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat den Menschenrechtsexperten Dr. Ojot Miru Ojulu zum neuen Assistierenden Generalsekretär des LWB für Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte ernannt.
LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge begrüßte die Entscheidung: „Dr. Ojulu hat die Erfahrungen und die Lebensrealitäten der Menschen vor Ort immer im Blick. Er spricht und handelt auf der internationalen Bühne stets mit detaillierten Kenntnissen der zur Verfügung stehenden Instrumente, mit denen die Rechte der Menschen und insbesondere der verwundbarsten geschützt werden können. Mit der Ernennung von Dr. Ojulu steht der LWB zu seiner Selbstverpflichtung, eine nach außen orientierte Gemeinschaft zu sein, eine Gemeinschaft, die sich auf allen Ebenen aktiv für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung einsetzt.“
Ojulu sagte, er freue sich darauf, auf den bisherigen Erfolg des LWB aufzubauen, insbesondere auf die erfolgreiche Advocacy-Arbeit des LWB auf lokaler wie globaler Ebene, die sowohl die Stimmen der lokalen Akteure und Fürsprecherinnen und Fürsprecher vor Ort auf die internationale Bühne bringe, als auch dabei helfe, globale Richtlinien und Strategien vor Ort umzusetzen.
Über die Mitgliedskirchen und durch die vielen Länderprogramme wisse der LWB aus erster Hand von den vielen Menschenrechtsverletzungen, die tagtäglich in der Welt begangen würden, erklärte er. „Wir müssen daher unsere Advocacy-Anstrengungen bei den Vereinten Nationen ausbauen, die prophetischen Stimmen unserer Mitgliedskirchen im öffentlichen Raum durch praktische Schulungen und Trainings stärken und in all unseren Programmen und Aktivitäten dem Ansatz noch mehr Nachdruck verleihen, der sich auf die Achtung der Menschenrechte stützt.“
Ojulu ist überzeugt, dass der LWB bekannt dafür ist, die Rechte von Flüchtlingen, Landrechte, Klimagerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und die Rechte von Minderheiten und indigenen Bevölkerungsgruppen zu verteidigen und sich für diese einzusetzen, indem er auf bestimmte Menschenrechtsmechanismen der Vereinten Nationen setzt – beispielsweise die so genannte allgemeine regelmäßige Überprüfung (UPR) oder das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau. Der LWB spiele darüber hinaus auf verschiedenen politischen Plattformen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) und den jährlichen Tagungen zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen eine bedeutende Rolle.
Zum Engagement für Menschenrechte angespornt
Dr. Ojulus Tätigkeit in der Advocacy-Arbeit begann mit seinem Engagement für den Schutz der Rechte von marginalisierten Minderheiten in seinem Heimatland Äthiopien.
„Ich hatte eigentlich gar nicht vor, Menschenrechtsaktivist zu werden, aber die Umstände in meinem Heimatland haben mich dazu gezwungen – insbesondere nach dem, was wir heute als das Massaker an den Anuak-Ureinwohnern in der Region Gambella am 13. Dezember 2003 kennen, und der darauffolgenden groß angelegten Landnahme und gewaltsamen Vertreibung der Menschen. Diese tragischen Ereignisse und Entwicklungen machten mich zum Menschenrechtsaktivisten.“ Dr. Ojulu gehört der ethnischen Minderheit der Anuak an.
Er hat einen Doktortitel in Friedensforschung von der University of Bradford (Vereinigtes Königreich) und war Präsident der East Gambella Bethel-Synode der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus. Als Angehöriger einer Minderheit hat er auch ein Stipendium vom Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte erhalten. Bevor er zum LWB kam, arbeitete Ojulu für das African Centre for Constructive Resolution of Disputes (ACCORD, afrikanisches Zentrum für konstruktive Streitbeilegung) in Durban (Südafrika).
Wir sind verpflichtet, unsere Stimme zu erheben
Von besonderer Bedeutung für Menschenrechtsaktivisten sind laut Ojulu die immer weiter schrumpfenden Räume für zivilgesellschaftliches Handeln, der Populismus, der Rassismus und die Fremdenfeindlichkeit sowie der Niedergang von Demokratie, Menschenrechten und Frieden weltweit.
„Wenn man sich anschaut, was in der Welt los ist – die Konflikte, dass so viele Menschen wie noch nie gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, die große Zahl von Männern, Frauen und Kindern, die im Mittelmeer ertrinken oder zu Opfern von Menschenhändlern werden, die Verletzungen der Menschenrechte von Minderheiten oder die Ausbeutung der Umwelt – bei all dem können wir es uns einfach nicht erlauben, uns zurückzulehnen und zuzuschauen. Wir müssen wenigstens unsere Stimme erheben und unsere Missbilligung zum Ausdruck bringen.“
Hoffnung macht ihm die Fähigkeit der Menschheit, schwerwiegende Probleme gemeinschaftlich zu meistern, wenn Nationen und Völker an einem Tisch zusammenkommen. „Die meisten der Probleme, vor denen wir heute stehen, sind menschengemacht. Daher können sie auch durch menschliches Handeln und durch bewusste Entscheidungen von Menschen gelöst werden. Es muss sich allerdings eine jede und ein jeder von uns für die Achtung der Menschenrechte einsetzen, um den Bogen des moralischen Universums wieder hin zu Gerechtigkeit zu biegen.