Innovative Ideen junger Menschen für Klimagerechtigkeit und Frieden mobilisieren globale Aktionen für eine nachhaltige Entwicklung. Die LWB-Delegation auf UN-Forum berichtet über Erfolge bei der Zusammenarbeit mit Glaubensgemeinschaften und fordert mehr Engagement.
Junge Erwachsene setzen sich für generationsübergreifende Gerechtigkeit und eine nachhaltige Zukunft ein
(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat seine erste Delegation zum Jugendforum des Wirtschafts- und Sozialrates der Vereinten Nationen (ECOSOC) mit einer Kernbotschaft entsandt: Die Förderung junger Menschen ist in der heutigen Zeit unverzichtbar, wenn wir eine nachhaltige Entwicklung erreichen wollen, und die Zusammenarbeit mit Glaubensgemeinschaften sind ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.
Auf einer Nebenveranstaltung des vom 16. bis 18. April laufenden Forums in New York berichtete die siebenköpfige Delegation junger Erwachsener über ihre Erfahrungen mit Jugendinitiativen, die Gemeinschaften zu konkreten Aktionen bewegt haben und die ein Beitrag der Lutherischen Kirchen zur Umsetzung der UN-Agenda 2030 und der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDG) sind. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben über den Zusammenhang zwischen dem Glauben und der Bewahrung der Schöpfung gesprochen und darüber, dass wir alle gleichwertig als Ebenbild Gottes geschaffen wurden und dies eine Inspiration für LWB-Initiativen unter Leitung junger Menschen überall auf der Welt ist.
Savanna Sullivan, die beim LWB für das Jugendprogramm zuständig ist, hat die drei Prioritäten des LWB für die Jugendarbeit vorgestellt: inklusive Kirchen; Führungskompetenz und generationsübergreifende Gerechtigkeit; und nachhaltige Gemeinschaften und Unternehmergeist. Sie ging detailliert auf einige der Kleinprojekte ein, die von jungen Menschen in zahlreichen Mitgliedskirchen ins Leben gerufen wurden und von ihnen geleitet werden. Dazu gehören Umweltschutzaktionen wie die z. B. die Reinigung von Stränden, die Ausbildung von Friedensstiftern und Friedensstifterinnen auf Gemeinschaftsebene, der Einsatz für die Inklusion von Menschen am Rande der Gesellschaft und Aufklärungsarbeit zur Überwindung von Armut. In einigen Fällen, so Sullivan, hätten die Regierungen erkannt, wie wichtig die Übernahme von Führungsfunktionen durch junge Menschen ist, und sie zu Mitgliedern der offiziellen Delegationen auf globalen und regionalen Klimakonferenzen gemacht.
Kirchen und die UN-Agenda 2030
Das Thema des Jugendforums 2024 lautete „Stärkung der Agenda 2030 und Überwindung von Armut in einer Zeit multipler Krisen.” In diesem Jahr überprüft der ECOSOC die globale Verpflichtung zur Umsetzung der fünf Ziele für eine nachhaltige Entwicklung 1, 2, 13,16 und 17, dies sind: keine Armut; kein Hunger; Maßnahmen zum Klimaschutz; Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen; und Partnerschaften zum Erreichen dieser Ziele. Die LWB-Veranstaltung fand statt unter dem Thema „Innovationsfäden: Investitionen in jugendgeleitete Programme zum Erreichen der Ziele der Agenda 2030.“ Teilnehmende einer Podiumsdiskussion sprachen über die Hindernisse, die der Umsetzung der SDG im Weg stehen, und über die Hoffnungen, die sie für die jüngere Generation haben.
Ingrid Kurtz von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Argentinien (IELU) reflektierte über die Themen Ökogerechtigkeit und Glauben und beschrieb, wie die Naturschutzpolitik ihres Landes dafür sorgt, dass ihre Heimat, die Provinz Misiones an der Grenze zu Brasilien und Paraguay, beständig daran erinnert, dass wir ein Teil der Natur sind. Sie sprach über die zunehmende Einsicht, dass „das Land nicht etwas ist, das jemandem gehört, sondern dass wir als Gemeinschaft die Stewards der Pflanzen und der Natur sind.“ Wenn die IELU-Jugend in der Hauptstadt Buenos Aires Müll aus dem Fluss sammelten, so berichtet sie, dann sei es ermutigend zu sehen, dass sich so viele junge Menschen daran beteiligten. „Ich bin stolz darauf, dass die lutherische Theologie schon immer eng mit sozialem Handeln verbunden war. Wir glauben nicht, dass die Kirche ein Wartesaal ist, sondern dass sie ein Ort ist, der uns alle zum Handeln aufruft.“
Die Jugend „trägt das Feuer“
Vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen Israel und Palästina berichtet Tamar Haddad von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL), sie habe sich nicht vorstellen können, dass ihre Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit inmitten dieser Krise auch bedeutet, den durch den Krieg im Gazastreifen herrschenden Hunger zu bekämpfen.
Die Koordinatorin für Frauen-Empowerment bei der Organisation Churches for Middle East Peace erzählt die Geschichte eines Kollegen in der ELKJHL-Jugend, dessen Hoffnungen auf eine Initiative im Bereich Technologie zunichte gemacht wurden, und welcher Zusammenhang mit den Hunger leidenden Menschen in Palästina besteht. „Als wir das letzte Mal Kontakt hatten, war er gerade dabei zu heiraten und hatte ein Haus gebaut. Aber im November hat er uns Bilder geschickt, auf denen sein Haus in Trümmern lag. Vor kurzem habe ich ein Foto von ihm gesehen, da hatte er die Hälfte seines Gewichts verloren. Er sieht nicht mehr aus wie früher.“
Dennoch ist Haddad davon überzeugt, dass das Engagement junger Menschen in den sozialen Medien für soziale Gerechtigkeit einschließlich des Zugangs zu Nahrungsmitteln für die Menschen in Gaza die historischen Ungerechtigkeiten deutlich macht, denen die palästinensische Bevölkerung ausgesetzt ist. „Die Jugend kann den Weg weisen. Wir sehen, wie sie bei den Protestaktionen ihr Leben riskieren. Sie spielen eine sehr wichtige Rolle, sie tragen das Feuer mit sich.“
Alle marginalisierten Gemeinschaften mitdenken
Kaleb Sutherland, Direktor des International Leadership-Programms der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), hat sich intensiv mit der Rolle der glaubensgestützten Netzwerke befasst, die den Zugang zu Bildung und Führungspositionen sicherstellen und deren strategische Schwerpunkte junge Menschen und Frauen sind.
Er berichtete darüber, wie die jungen Erwachsenen in der ELKA die Ausgrenzung von Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe und Frauen aus dem Leadership-Programm in Frage stellten und dass es aus diesem Grunde erforderlich sei, ethnischer Diskriminierung in Entscheidungsprozessen in den Kirchen den Kampf anzusagen. „Die Ergebnisse waren unglaublich und gingen weit über das hinaus, was wir erwartet hatten. Unsere Zielgruppe waren junge Frauen, aber diese auf Chancengleichheit abzielende neue Ausrichtung hat zu unerwartet positiven Ergebnissen geführt, von denen alle Beteiligten profitieren und die gezeigt haben, welche breitere gesellschaftliche Wirkung zu erzielen ist, wenn bei der Ausgestaltung eines Programms auch marginalisierte Gruppen mitgedacht werden.
Zu den Gästen der Podiumsdiskussion gehörte auch Wantoe T. Wantoe aus Liberia. Naomi Mbise von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussion und ebenfalls Erin Brown von der ELKA, die die Veranstaltung moderiert hat und die ein Praktikum beim Lutherischen Büro für Weltgemeinschaft in New York absolviert. Brown bedankte sich bei den Rednern und Rednerinnen für ihre überzeugende Beschreibung des transformativen Potenzials jugendgeleiteter Initiativen bei der Lösung komplexer globaler Probleme.
Zu der ECOSOC-Delegation gehörte auch Venesia Hutabarat von der Protestantisch-Christlichen Batak-Kirche (HKBP) in Indonesien. Die Delegation nahm an weiteren Sitzungen des Jugendforums teil und bekräftigte damit die Verpflichtung des LWB für inklusive Entscheidungsprozesse und ein proaktives, generationsübergreifendes Engagement. Sullivan bedankte sich bei allen Teilnehmenden dafür, dass sie auf globaler Ebene den Aufruf der lutherischen Gemeinschaft zu einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft kommunizieren konnten.