LWB-Berufsbildungszentren fördern weibliche Auszubildende
Jerusalem/Genf, 8. March 2016 (LWI) – In einem Telefonladen an der Hauptstrasse des Jerusalemer Stadtteils Beit Hanina ist Ghadeer Altawil in ihre Arbeit vertieft.
Ghadeer hat im Juni 2015 am Berufsbildungszentrum des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Beit Hanina ihre Ausbildung im Bereich Telekommunikation abgeschlossen. Im vergangenen Jahr haben neben ihr noch zwei weitere Frauen diesen Abschluss erworben. Ghadeer merkte schon sehr früh, dass sie ein Händchen für Technik hat. „Als ich klein war, habe ich ständig mit Radios und alten Telefonen gespielt“, erinnert sie sich lächelnd. „Mich hat interessiert, wie sie funktionieren, und ich habe versucht, neue zu bauen.“
Sieben Telefone pro Tag
Heute ist Ghadeer hauptsächlich dafür zuständig, defekte Geräte zu reparieren. An ihrem Arbeitsplatz stapeln sich Mobiltelefone, die auf Reparatur warten. Im Rahmen ihrer zweijährigen Ausbildung im Berufsbildungszentrum lernte Ghadeer, Defekte an den Geräten zu identifizieren und sie zu beheben. Oberhalb summt ein Computer, den sie braucht, um Software-Fehler zu bearbeiten. Ein Smartphone mit gesprungenem Display liegt neben einer Heissluftpistole. Gerade legt sie in ein anderes Gerät mithilfe eines Mikroskops einen winzigen Chip ein. An einem durchschnittlichen Arbeitstag repariert Ghadeer bis zu sieben Telefone.
Sie hat gern mit Menschen zu tun und das, was sie hier, an ihrer ersten Arbeitsstelle, tut, gibt ihr das Gefühl, den Menschen in ihrer Umgebung zu helfen. Pläne für die Zukunft hat sie natürlich auch. Sie möchte sich weiter qualifizieren und ist auf der Suche nach entsprechenden Kursangeboten im Ausland.
„Irgendwann möchte ich meinen eigenen Laden aufmachen“
„Ich möchte einmal mehr machen als nur Telefone reparieren. Irgendwann möchte ich meinen eigenen Laden aufmachen.“
Ghadeer hat vier Brüder und zwei Schwestern. Ihre Familie hat ihre Ambitionen immer unterstützt. Ihre Eltern sind stolz auf sie und dass sie hart dafür arbeitet, ihrer Leidenschaft folgen zu können. In Palästina gibt es nicht allzu viele berufliche Möglichkeiten für Frauen, die gesellschaftlich akzeptiert sind. Allmählich ändert sich das jedoch. Vorerst ist Ghadeer die einzige weibliche Angestellte in ihrem Laden, aber das stört sie nicht.
„Meine Arbeit macht mich glücklich“, erklärt sie, „wie viele Männer oder Frauen in meinem Arbeitsumfeld sind, ist egal. Wir alle arbeiten zusammen.“
Das Berufsbildungsprogramm des LWB hat einen Schwerpunkt auf die Förderung junger Frauen. In einem Strategieplan hat der LWB festgeschrieben, dass Ende 2016 mindestens jede/r vierte AbsolventIn weiblich sein soll und dass die Abbruchrate weiblicher Auszubildender, entsprechend der Abbruchrate insgesamt, unter 10 Prozent liegen soll.
Um die Ziele hinsichtlich der Beschäftigungsquoten der AbsolventInnen zu verwirklichen, wurden zusätzliche Massnahmen aufgelegt, um Auszubildende und AbsolventInnen zu fördern. Diese Unterstützung zeigt bereits Wirkung und die Beschäftigungsquote für männliche wie weibliche AbsolventInnen steigt. 94 Prozent der AbsolventInnen des Berufsbildungszentrums in Beit Hanina und 91 Prozent der AbsolventInnen in Ramallah haben nach dem Abschluss in ihrem jeweiligen Beruf eine Anstellung gefunden. Bei den weiblichen Absolventinnen liegt die Quote bei 70.3 Prozent.
Ein Beitrag von Kaitlyn Baldrige, LWB Jerusalem.