Friedenssignale aus dem Südsudan haben mich zurückgeführt

07 Okt. 2021
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Adyero Paradise (l.), Rückkehrerin nach Magwi County und LWB-Südsudan-Mitarbeiterin und Lillian, eine Rückkehrerin nach Magwi County. Foto: LWB/C. Mattner

Adyero Paradise (l.), Rückkehrerin nach Magwi County und LWB-Südsudan-Mitarbeiterin und Lillian, eine Rückkehrerin nach Magwi County. Foto: LWB/C. Mattner

LWB setzt sich für die sichere Rückkehr von Flüchtlingen ein

MAGWI, Südsudan/GENF (LWI) – Seit Oktober 2019 arbeitet die Abteilung für Weltdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) mit Partnern daran, die sozioökonomische Integration von Rückkehrenden und Aufnahmegemeinschaften im Verwaltungsbezirk Magwi zu unterstützen. Der Bezirk liegt in der südsudanesischen Provinz Ost Equatoria an der Grenze zu Uganda.

„Da die Probleme Vertriebener an der Grenze nicht aufhören, setzt unser Weltdienst auch für seine Hilfsangebote keine Grenzen. Als humanitäre Organisation kümmern wir uns um Rückkehrende genauso wie Flüchtlinge“, erklärt Chey Mattner, Einsatzleiter bei der LWB-Abteilung für Weltdienst.

Eine Zuflucht in der Heimat als Alternative zum Asyl

Seit Januar 2021 sind 66.065 Menschen aus den Flüchtlingssiedlungen in Uganda in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Mehrheit dieser Rückkehrenden sind Frauen. Lilian* ist in ihr Heimatdorf Oyere im Verwaltungsbezirk Magwi im Südsudan zurückgekehrt, nachdem sie in einer Flüchtlingssiedlung in Uganda Asyl gefunden hatte. Sie musste 2016 wegen der ausbrechenden Konflikte aus ihrer Heimat fliehen und brachte jetzt aufgrund der Zeichen der Entspannung und der entstehenden „Friedensenklaven“ den Mut zur Rückkehr auf, um ihrem Leben wieder Stabilität zu geben. Zwar war Lilian dankbar für die Ausbildungsmöglichkeiten, die den Erwachsenen in den Flüchtlingssiedlungen angeboten wurden, aber sie träumte davon, nicht mehr länger als Asylantin zu leben.

„Einige der Lebensmittelrationen in den Siedlungen wurden gekürzt, und das war hart. Ich habe Friedenssignale aus dem Südsudan vernommen, deshalb habe ich beschlossen, zurückzugehen“, sagte Lilian. Nach einem viertägigen Fußmarsch musste sie allerdings feststellen, dass ihr Tukul, eine Lehmhütte mit Strohdach, während des Konflikts zerstört worden war.

Im Südsudan unterstützt der LWB sudanesische Flüchtlinge und ihre Aufnahmegemeinschaften in den Bundesstaaten Upper Nile und Unity. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Bildungsangeboten gemäß des Mandats vom Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR). Es gibt ebenfalls Programme zur Unterstützung besonders gefährdeter lokaler Gemeinschaften, Binnenvertriebener und Rückkehrender in den Provinzen Jonglei und Ost Equatoria. In allen Flüchtlingssiedlungen und in Juba haben junge Flüchtlinge Zugang zu Stipendien für ein Hochschulstudium.

In Uganda arbeitet der LWB mit dem UNHCR und der ugandischen Regierung gemeinsam daran, Flüchtlinge aufzunehmen, Existenzen zu sichern, für Schutz und sozialen Zusammenhalt zu sorgen , psychosoziale Hilfe anzubieten, die Umwelt zu schützen und auf eine effizientere Energieversorgung umzustellen. LWB Uganda unterstützt rund 450.000 südsudanesische Flüchtlinge im Norden des Landes.

Die Pflanze der Hoffnung hegen

Nach Erkenntnissen des UNHCR sind mehr als 832.000 Menschen aus Südsudan nach Uganda geflohen, davon 192.000 im Jahre 2017 – das sind im Durchschnitt täglich 2.000 Menschen, die vor Unsicherheit, Gewalt und Hunger fliehen. Mehr als 62 Prozent der Neuankömmlinge sind Kinder.

Viele haben ihre Heimat aus Angst um ihre Sicherheit und wegen des Krieges verlassen und weil sie ihrer Kinder schützen wollen, die mit Folter und Zwangsrekrutierung durch das Militär rechnen mussten. Schulen wurden geschlossen, und Arzneimittel wurden aus örtlichen Gesundheitszentren gestohlen. Ihre Heimat im Südsudan war nicht mehr sicher, und der Nachbarstaat Uganda öffnete seine Grenze und nahm sie auf.

 LWF/ C. Mawel

Nach mehreren gescheiterten Friedensprozessen scheint es in ihrem Heimatland erste Anzeichen zu geben, verlorene Existenzen wiederaufzubauen und Hoffnung haben zu können, das Land wieder zu kultivieren, auf dem sie einst gelebt haben, und vielleicht auch der Nahrungsmittelknappheit in den Siedlungen zu entgehen. Nach ihrer Rückkehr hat die Gemeinschaft sie zahlreich begrüsst und mit Nahrungsmitteln und Saatgut für die nächste Ernte versorgt.

„Ich bin in den Südsudan zurückgekehrt, um Arbeit zu suchen und meinen Geschwistern in der Schule zu helfen. Ich bin die Erstgeborene und habe noch zehn Brüder und Schwestern. Es ist nicht einfach für meine Eltern, meinen Geschwistern inmitten der schwierigen Lage in der Flüchtlingssiedlung eine vernünftige Schulbildung zu ermöglichen“, sagt Adyero Paradise, eine Heimkehrerin, die im LWB-Außenbüro im südsudanesischen Magwi als Assistentin im Personalmanagement arbeitet.

„Da mein Vater in schwierigen Umständen lebt, war es für ihn nicht einfach, allen meinen Geschwistern den Schulbesuch zu ermöglichen, und abgesehen von seinen eigenen Kindern kümmert er sich auch noch um weitere fünf Waisenkinder, deren Eltern im Krieg getötet wurden. Das Leben ist also alles andere als leicht.“

Obwohl sie ihren Bachelor im Fach Human Resources Management gemacht hat, war es für Paradise als Flüchtling nicht einfach, eine Arbeitsstelle entsprechend ihrer beruflichen Qualifikation in der Siedlung zu finden. Gefragt waren eher Tätigkeiten wie Übersetzen und Dolmetschen. Die Rückkehr in den Südsudan im Januar 2020 nach Abschluss ihres Studiums bedeutete allerdings, dass sie innerhalb eines Jahres nach ihrer Rückkehr eine Stelle beim LWB antreten konnte.

Paradise und ihre Familie hatten den Südsudan ursprünglich wegen des Krieges verlassen und Zuflucht in Uganda gefunden. Sie musste aus nächster Nähe mit ansehen, wie geliebte Menschen erschossen wurden. Andere, darunter Kinder, wurden zunächst verhaftet und dann exekutiert.

„Das Leben in der Siedlung war generell hart, denn eine Siedlung ist nicht dein Zuhause“, erzählt Paradise. In der Siedlung war schon die Versorgung mit der monatlichen Nahrungsmittelration eine Herausforderung, und ein Stück Ackerland war kaum zu bekommen. Auch auf den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung war kein Verlass. Der grösste Teil der Flüchtlinge bleibt in Uganda. Sie ziehen es vor, weiterhin in den Gemeinschaften dort zu leben und sich mit dem Erreichten und den Herausforderungen des Lebens in einer Siedlung zu arrangieren. Andere wie Paradise haben erkannt, dass es für sie zu ihrer Heimat keine Alternative gibt, trotz des Unbekannten, das sie vielleicht dort erwartet.

Nach der Rückkehr in ihr Heimatland findet Paradise großen Gefallen an ihrer Arbeit in ihrer Heimatgemeinschaft in der Provinz Magwi. „Ich habe bei der Arbeit mit den Rückkehrenden viel gelernt, und es macht mir Spass, da sie das gleiche Schicksal erlebt haben wir ich selbst, so dass mir die Arbeit leicht von der Hand geht.“ Der LWB-Weltdienst setzt sich für die Unterstützung der Flüchtlinge in den Siedlungen in Uganda ein, bereitet aber gleichzeitig auch die Rückkehr der Flüchtlinge vor und versucht, die Lebensbedingungen im Südsudan zu verbessern.

Gefragt nach ihrer Zukunftsperspektive und ihren Wunschvorstellungen, antwortet Paradise: „Mein Traum ist es, mich weiterzubilden und meinen Master zu machen. Das wir allerdings nicht so einfach sein, denn ich muss mein Gehalt dazu verwenden, um die Schulgebühren für meine Geschwister zu zahlen und sie zu versorgen.“

*Lilian – es wird nur der Vorname genannt

Von LWB/T. Rakoto. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller

LWF/OCS