„Gebildete Frauen sind der Schlüssel zu Entwicklung und Frieden“

11 März 2015
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Absolventinnen und Absolventen mit ihren Diplomen bei der Abschlussfeier. Foto: LWB/Kenia-Dschibuti

Absolventinnen und Absolventen mit ihren Diplomen bei der Abschlussfeier. Foto: LWB/Kenia-Dschibuti

Abschluss der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung im Flüchtlingslager Ali Addeh in Dschibuti

(LWI) – „Mein Traum, ein Vorbild für meine drei Töchter zu sein, ist endlich in Erfüllung gegangen“, sagt Alemsahay mit einem Lächeln. Sie ist eine von 40 Flüchtlingen in Dschibuti, die gerade ihren Abschluss als Grundschullehrerinnen an der naturwissenschaftlich-technischen Universität Masinde Muliro gemacht haben. Alle Absolventinnen und Absolventen sind Flüchtlinge aus den Flüchtlingslagern Ali Addeh und Hol Hol, in denen der Lutherische Weltbund (LWB) Unterstützung in den Bereichen Bildung und Kinderschutz leistet.

Alemsahay kam 1992 im Alter von 17 Jahren in das Flüchtlingslager Ali Addeh, als sie gerade die 12. Klasse beendet hatte. „2011 begann ich als Erzieherin beim LWB. Ich denke, das war der Moment wo sich eine Tür für mich geöffnet hat. Ich habe diese grossartige Gelegenheit bekommen, meine Fähigkeiten und Kenntnisse als Pädagogin weiter zu entwickeln“, sagt sie. „Erzieherin zu sein, war ein Wendepunkt in meinem Leben, eine Chance, die mich dahin gebracht hat, wo ich heute stehe.“

Ein Vorbild

Einen Universitätsabschluss zu besitzen, gibt Alemsahay Selbstsicherheit und innere Stärke. „Zu Beginn der Lehrerausbildung war ich nicht sicher, ob ich das schaffe. Der auf Englisch gehaltene Unterricht erschien mir sehr komplex und dicht, doch ich glaube, mein beharrliches Streben hat mit der Unterstützung Gottes dazu geführt, dass ich Erfolg hatte“, erklärt sie. „Die Tatsache, dass meine drei Töchter an mich glaubten, hat meine Entschlossenheit genährt. Sie haben einfach erwartet, dass ich im Leben Erfolg habe, damit ich ihr Vorbild sein, für sie sorgen und ihre Zukunft sichern kann.“

„Meine Älteste hat sich schon vorgenommen, in den nächsten fünf Jahren ihren Hochschulabschluss zu machen, um mich zu überholen“, erzählt sie weiter. „Sie geht in die 8. Klasse der Wadajir-Grundschule im Flüchtlingslager Ali Addeh.“

„Es war wunderbar, dort zu sein und zu sehen, wie die gesamte Flüchtlingsgemeinschaft die Absolventinnen und Absolventen unterstützt hat, und wie Kinder erleben durften, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer als ‚echte Lehrerinnen und Lehrer‘ anerkannt wurden“, sagt Lennart Hernander, LWB-Vertreter in dem Programm für Kenia und Dschibuti. „Wir sind sicher, dass es unter den Flüchtlingen viele gab, die dachten: Ich will auch an die Universität gehen und dort einen Abschluss machen. Was die können, kann ich auch!“

UNICEF und die Schwedische Kirche/Sida waren die grössten Finanzierungspartner bei diesem Projekt. „Wir möchten auch unsere technische Ausbildungsberaterin, Hellen Choge, und den ehemaligen leitenden Bildungsbeauftragten und jetzigen Projektkoordinator in Kakuma, Collins Onyango, erwähnen. Diese beiden haben den Grundstein für das Programm gelegt, als sie 2009 im LWB-Flüchtlingslager Kakuma arbeiteten“, fügt Hernander hinzu.

„Jeder Mensch hat das Potential, zu lernen“

Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Hochschulausbildung begann Alemsahay, Geld zu sparen, um einen Unterrichtsraum in ihrem Abschnitt des Flüchtlingslagers zu bauen. Sie will den Müttern dort helfen, zu lernen, denn sie ist überzeugt, dass „gebildete Frauen der Schlüssel zu Entwicklung in der Gemeinschaft und zu Frieden für eine Welt voller Konflikte sind“.

Alemsahay glaubt, dass Bildung Frauen hilft, Chancen zu ergreifen, von denen sie und ihre Familien profitieren können, indem sie sie fit für den Arbeitsmarkt macht und ihnen hilft, ihre Bürgerrechte und ihre Rechte in der Familienplanung zu verstehen.

„Jeder Mensch ist intelligent und hat das Potential, zu lernen“, sagt sie abschliessend. „Ich danke dem LWB, dass er an mich geglaubt hat, mich begleitet hat und mir geholfen hat, meinen Traum wahr werden zu lassen.“

Der LWB unterstützt Flüchtlinge aus Somalia und dem Südsudan in Kenia und Dschibuti in den Bereichen Bildung, Kinderschutz, Menschen mit Behinderung und Gemeinschaftsdienste.

(Beitrag von Robai Naliaka, Koordinatorin, LWB Kenia-Dschibuti)

 

LWF / C. Kästner