Haiti: Unterstützung von Gemeinschaften in einem herausfordernden Kontext

04 Dez. 2023

Das operative Umfeld auf Haiti ist schwierig. Fehlende Rechtsstaatlichkeit, die Herrschaft organisierter krimineller Gruppen, wirtschaftliche Probleme, Erdbeben und extreme Wetterereignisse zerstören weiterhin die Existenzgrundlagen der Bevölkerung. 

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Kinder in der Legere-Schule begrüßen Besucher und Besucherinnen vom LWB

Kinder in der Legere-Schule begrüßen Besucher und Besucherinnen vom LWB. Der LWB und seine Partner im gemeinsamen Büro haben die Wasserversorgungs- und Sanitäranlagen von Schulen in ländlichen Gemeinschaften in Haiti instandgesetzt. Foto: LWB/ P. Raymond

Im problematischen operativen Umfeld leistet der LWB weiterhin humanitäre Arbeit

(LWI) – Schwieriger operativer Kontext in Haiti. Fehlende Rechtsstaatlichkeit, die Herrschaft organisierter krimineller Gruppen, wirtschaftliche Probleme, Erdbeben und extreme Wetterereignisse drohen alles zu zerstören, was die Menschen dort aufzubauen versuchen. 

Der LWB, die Diakonie Katastrophenhilfe (DKH) und die Norwegische Kirchenhilfe (NCA) arbeiten weiterhin unter unsicheren Bedingungen, um besonders gefährdeten Gemeinschaften zu helfen. In unserem Gespräch berichtet LWB-Länderrepräsentant Prospery Raymond über die größten Probleme, die wichtigsten Projekte des LWB und bereichernde Momente. 

Auswirkungen auf das Personal 

„Die Situation in Haiti ist sehr kompliziert“, sagt Raymond. „Seit der Ermordung des Präsidenten gibt es keine offizielle gewählte Regierung mehr. Die Inflation ist mit mehr als 40 Prozent extrem hoch.“ 

Organisierte kriminelle Gruppen, gemeinhin als Gangs bezeichnet, haben die Kontrolle in der Hauptstadt Port-au-Prince übernommen. Der LWB unterhält dort ein gemeinsames Büro mit der DKH und der NCA. Jeden Tag gibt es gezielte Entführungen, Tötungen ohne Gerichtsverfahren und Schießereien. 

„Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten unter einer extremen Belastung“, sagt Raymond. „Wir haben einen Fahrdienst eingerichtet, damit sie ihr Büro erreichen können. Sie leben mit ihren Familien alle hier in Port-au-Prince. Manche mussten umziehen, weil die Gangs die Kontrolle in dem Viertel übernommen haben, in dem sie wohnten. Der LWB leistet psychologische Unterstützung und hilft ihnen, mit den Belastungen umzugehen.“ 

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Die Familie Pradel aus Fon Kochin in Grand‘Anse

Die Familie Pradel aus Fon Kochin in Grand‘Anse nimmt den Schlüssel für ihr neues Haus entgegen, das vom gemeinsamen Büro nach dem Erdbeben vom August 2021 gebaut worden ist. Im Bild die Notunterkunft, in der die Familie in den vergangenen zwei Jahren gelebt hat. Foto: LWB/M. French

Auswirkungen auf die Arbeit 

Die schwierige Sicherheitslage erlaubt es dem Team nicht, die Gemeinschaften, die sie betreuen, so oft zu besuchen, wie dies wünschenswert ist, aber die Arbeit geht weiter“, fügt Raymond hinzu. Der LWB arbeitet mit lokalen Partnern zusammen. „Unser Team konnte es einrichten, mindestens einmal im Monat unsere Partner vor Ort zu besuchen, Projekte zu inspizieren, mit den Menschen zu reden, für die wir im Einsatz sind, und uns ein Bild davon zu machen, wie wir ihr Leben verbessern. Dafür bin ich dankbar“, sagt Raymond. Aus Sicherheitsgründen muss das Team das Flugzeug nehmen, um weit entfernte Gemeinschaften zu erreichen. Das macht diese Besuche teuer und verkompliziert die Organisation. 

In den Départements Sud und Grand‘Anse hat das LWB-Team Haiti Wohnhäuser wiederaufgebaut, die durch das Erdbeben 2021 zerstört worden waren, und die Wasserversorgungs- und Sanitäranlagen von Schulen instandgesetzt. „Das ist wichtig“, sagt Raymond. „Wir haben Grundwasser hochgepumpt oder Wasser auf den Dächern von Schulen und öffentlichen Gebäuden aufgefangen. Dieses Jahr haben wir hier ein System in Betrieb genommen, das sicheres Trinkwasser für tausende Menschen liefert, das werden wir auch in zahlreichen anderen Gebieten machen.“ 

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Children wash their hands at Legere school in Cavillon. LWF and partners installed water and sanitation in the school – before , the children had to walk one hour to find safe drinking water. Photo: LWF/ M. French

In the South and Grand'Anse areas, the LWF Haiti team has rebuilt families' homes affected by the 2021 earthquake and rehabilitated school water and sanitation systems. "This is important", Raymond says. "We pumped water from the ground or harvested water on the roofs of schools and public buildings. This year, we put a system into operation that provides potable, safe water for thousands of people, and we will continue to do so in many other areas."

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Madeline Dol and her husband, community of Despagne, Grand Anse. Ms Dol received support to develop her smallholding, growing leeks, peppers, yams, herbs, cabbage, plantains, to eat and sell. On one hand, the garden diversifies the family’s income and stabilizes the slopes, preventing landslides during extreme weather. Photo: LWF/ M. French

Madeline Dol und ihr Ehemann aus dem Dorf Despagne, Grand Anse. Frau Dol hat finanzielle Hilfe für den Aufbau ihres kleinbäuerlichen Betriebs erhalten und baut Lauch, Paprikaschoten, Yamswurzeln, Kräuter, Kohl und Kochbananen für den Eigenbedarf und zum Verkauf an. Der Garten sichert der Familie ein zusätzliches Einkommen und stabilisiert den Hang, so dass es auch bei extremen Wetterereignissen nicht zu einem Erdrutsch kommt. Foto: LWB/M. French

Zukunft gestalten 

Bei vielen Projekten geht es um die Sicherung von Existenzgrundlagen. Der LWB hat Gemeinschaften in den Départements Sud, Grand‘Anse und Sud-Est beigebracht, wie man eine Bienenzucht aufbaut, und sie dabei unterstützt, den von den Bienen produzierten Honig zu verkaufen. Der LWB unterstützt Solidaritätsgruppen und ermöglicht es Frauen, sich mit ihren eigenen Geschäftsideen selbständig zu machen und zusätzliche Einkommen zu erwirtschaften. Mit einem anderen lokalen Partner setzt der LWB Straßen instand, die durch das Erdbeben beschädigt wurden. Die Arbeiten werden von der örtlichen Bevölkerung ausgeführt, die im Rahmen von Cash-for-Work-Beschäftigungsprogrammen eingesetzt werden. 

Der LWB unterstützt betroffene Familien mit Finanzhilfen „Wir waren begeistert von der Kreativität einiger dieser Familien und davon, wie sie dieses Geld verwendet haben“, sagt Raymond. „Es ist nicht viel Geld, ca. 105 Euro, aber damit bewirken sie viel. Wir bieten ebenfalls Mikrokredite an, damit Gemeinschaften Zugriff auf revolvierende Fonds bekommen.“ 

Raymond berichtet als Beispiel über eine Frau, die Geld in die Bildung ihrer Kinder investiert hat; ihr Sohn und ihre Tochter besuchen die Universität, und der Sohn studiert jetzt sogar in den USA. „Ich bin beeindruckt“, sagt Raymond. „Ich bin mir sicher, dass dies nicht nur durch unser Mikrokredit-System ermöglicht wurde, aber so, wie die Frau das beschrieben hat, war klar, dass ihr dieses System sehr geholfen hat.“ 

LWB/C. Kästner-Meyer