Humanitäre Krise in Norduganda verschärft sich

19 Jan. 2017
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Südsudanesische Flüchtlinge im Lager Palorinya, das derzeit 37.000 Menschen beherbergt, die alle in den vergangenen Wochen dort angekommen sind. Foto: LWB Uganda

Südsudanesische Flüchtlinge im Lager Palorinya, das derzeit 37.000 Menschen beherbergt, die alle in den vergangenen Wochen dort angekommen sind. Foto: LWB Uganda

Bürgerkrieg im Südsudan treibt wöchentlich tausende Menschen in die Flucht

Moyo, Uganda/Genf (LWI) – Der Höhepunkt ist überschritten, aber die Zahlen sind nach wie vor überwältigend: im Übergangslager Lefori (Uganda) treffen täglich etwa 700 neue Flüchtlinge ein. Sie suchen Schutz vor dem Bürgerkrieg, der zunehmenden ethnischen Gewalt sowie dem Hunger im benachbarten Südsudan.

Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2013 und auch nach dem Wiederaufflammen der Kämpfe im Juli 2016 ist Norduganda die Region, wohin sich der Großteil der Betroffenen flüchtet. Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) haben in den vergangenen drei Jahren annähernd 650.000 Flüchtlinge die Grenze zwischen beiden Ländern überschritten. Verschärft wird die Situation durch die Hungersnot, die die fortdauernde Gewalt, gekoppelt mit dem im letzten Jahr aufgetretenen El Niño-Phänomen, verursacht hat.

„Wir leben für den Moment“

„Unsere Familien wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Unsere Ehefrauen, Mütter, Schwestern und Töchter wurden vor unseren Augen Opfer von Gruppenvergewaltigungen. Die Leichen unserer Lieben füllen die Straßen“, klagt ein südsudanesischer Flüchtling und ergänzt, seine Familie habe all diese Schrecken erfahren und gleichzeitig versucht, bei Tag und Nacht anhaltenden Schießereien irgendwie am Leben zu bleiben. „Wir leben für den Moment, denn wir wissen nicht, ob uns das Geschenk des Lebens in der nächsten Stunde noch gegeben sein wird.“

Die jüngste Flüchtlingswelle aus dem Südsudan nach Norduganda wurde versursacht durch das Wiederaufflammen der Kämpfe nach dem Scheitern des Friedensabkommens im Juli 2016. Die von den Vereinten Nationen zur Beobachtung der Menschenrechtslage im Südsudan eingerichtete Kommission stellt fest, dass „ethnische Säuberungen“ stattfinden, und warnt vor einem drohenden Völkermord.

Flüchtlingskinder ruhen in einem improvisierten Zelt.

Die Zahl der Flüchtlinge hat erheblich zugenommen. Hilfsorganisationen wie der LWB haben große Mühe, alle Neuankömmlinge aufzunehmen und zu versorgen. „Wir stellen lebensrettende humanitäre Leistungen bereit, wie Unterkünfte, Wasser, sanitäre Anlagen und Schutz. Aber es ist klar: bei dieser hohen Anzahl sind die vorhandenen Ressourcen nicht ausreichend“, erklärt Jesse Kamstra, LWB-Ländervertreter in Uganda. „So haben sich die Lebensbedingungen der Flüchtlinge weiter verschlechtert.“

Hilfe in vier Lagern

Flüchtlinge werden für bestimmte Hilfsleistungen regisitriert.

Den Flüchtlingen aus dem Südsudan werden Plätze in den vier Lagern Adjumani, Palorinya, Yumbe und Arua zugewiesen. Bis auf Adjumani sind alle erst seit Juli 2016 entstanden. Eine neue Außenstelle hat der LWB in Moyo eröffnet und stellt dort Trinkwasser, sanitäre Anlagen und grundlegende Diensten für die Gemeinwesen bereit. Außerdem wird dort die Verantwortung für die Verwaltung des Aufnahmezentrums, die Schaffung von Existenzgrundlagen und der Schutz der Umwelt wahrgenommen. Ein besonderer Schwerpunkt wird gesetzt bei Schutzmaßnahmen für unbegleitete Kinder sowie für Überlebende sexueller oder geschlechtsbezogener Gewalt.

Zur Verbesserung der Wasserversorgung und der sanitären Situation hat der LWB Brunnen gebohrt, instandgesetzt und Wassertanks aufgestellt. Es wurden 64 neue Latrinen gebaut und Toilettenartikel an 8.170 Frauen und Mädchen verteilt. Der LWB hat 2.300 besonders hilfsbedürftige Menschen registriert, darunter alte Menschen, Schwangere und eine große Anzahl unbegleiteter oder von ihrer Familie getrennter Kinder, die von LWB-Mitarbeitenden oder in Pflegefamilien betreut werden.

Im Aufnahmezentrum Lefori wurden sieben Kurzzeitunterkünfte für Menschen eröffnet, die auf die Registrierung warten müssen. „Das reicht nicht aus“, betont Kamstra. „Es geht um eine überwältigende Anzahl Flüchtlinge, die jeden Tag zunimmt. Wir brauchen mehr Unterstützung.“

LWF/OCS