LWB-Generalsekretär Junge besucht indigene Gemeinschaft in Kolumbien
POPAYÁN, Kolumbien/GENF (LWI) – Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Dr h.c. Martin Junge, hat den indigenen Einwohnern von Pueblo Nuevo die Unterstützung des LWB bei der Eingliederung ehemaliger Kämpferinnen und Kämpfer aus dem langjährigen Bürgerkrieg in Kolumbien in ihre Gemeinschaft zugesagt.
Junge besuchte am 3. November das indigene Reservat in Caldono im südwestlichen Departamento de Cauca. Er führte Gespräche mit örtlichen Leiterinnen und Leitern, die das ETCR (Territorial Spaces of Training and Reintegration – Territoriale Bereiche für Schulung und Wiedereingliederung) beherbergen, wo ehemalige Guerillakämpferinnen und -kämpfer der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) sich auf ihren Übergang ins zivile Leben vorbereiten.
Er bat die Gemeinschaft dringend, sich weiterhin der Gewalt zu widersetzen, und versprach, die zuständigen Behörden über die Errungenschaften wie auch über die Hindernisse im Implementierungsprozess in Kenntnis zu setzen und gleichzeitig dazu aufzurufen, den Friedensprozess auszuweiten. „Ich rufe Sie dringend dazu auf, die Frauen am Friedensbildungsprozess zu beteiligen“, sagte Junge. „Der Friede muss ein Friede mit allen und für alle sein.“
Der Besuch des LWB-Generalsekretärs fand im Anschluss an eine lange Reise durch die Berge von Cauca statt, auf der Junge von Mitgliedern des Interchurch Dialogue for Peace (Zwischenkirchlicher Friedensdialog – DIPAZ) begleitet wurde Der LWB unterstützt diese Organisation über sein Weltdienst-Länderprogramm in Kolumbien. DIPAZ wurde von Kirchen und anderen glaubensgestützten Organisationen im Lande gegründet und begleitet Gemeinschaften beim Prozess der Friedensbildung und Versöhnung durch gewaltlose Aktionen.
Der LWB hilft bei der Aufsicht über die Implementierung des Friedensabkommens in den Territorien. DIPAZ gibt gerade den Startschuss zu seinem zweiten Bürgerbeobachtungsbericht zur Ambivalenz der Friedensarbeit.
Friedlicher Widerstand
Junge traf sich mit Geistlichen und Leitungspersonen der Siedlung Caldono, die erklärten, dass die Gemeinschaft zu denjenigen zählt, die am meisten unter den Auswirkungen des bewaffneten Konflikts gelitten hätten.
Sie beschrieben die grundlegende Rolle von Frauen und Kindern beim Widerstand gegen die Kriegsgewalt. „Wir hatten genug von den Guerillaangriffen, und eines Tages beschlossen wir, friedlich zu protestieren. Wir zogen von Haus zu Haus, und die Frauen und Kinder hatten fast alle so etwas dabei wie Bettlaken, Tischdecken, Servietten … irgendetwas Weißes, mit dem wir sagen konnten, dass wir nicht die Absicht haben, uns von der Gewalt verzehren zu lassen“, sagte ein örtlicher Leiter, der die Opfer des Konfliktes repräsentierte.
Die Leitungspersonen unterstrichen die Rolle der Kirchen beim friedlichen zivilen Widerstand und beim Wiederaufbau des sozialen Gefüges. „Der Glaube der Kirchenmitglieder hat uns dabei geholfen, uns der Gewalt zu widersetzen und zusammen zu halten. Die indigenen Behörden messen den Kirchen Bedeutung bei, und gemeinsam bauen wir das soziale Gefüge wieder auf“, sagte einer der Gouverneure.
Die Leiter unterstützten das 2016 geschlossene Friedensabkommen zwischen der Regierung und FARC, das die über 50 Jahre dauernden Kämpfe beendete und die unterzeichnenden Parteien dazu verpflichtete, sich an der Entmilitarisierung zu beteiligen und auf Landreformen – auch in Bezug auf Landnutzungs- und Landerwerbsrechte – hinzuarbeiten. Sie kritisierten jedoch die Art und Weise wie das Abkommen direkt in den Regionen implementiert wird.
Sie berichteten dem LWB-Generalsekretär von ihrer Bestürzung, als sie feststellen mussten, dass in die Bereiche, die nicht mehr von den FARC-Gruppen besetzt sind, jetzt paramilitärische Gruppen, Verbrecherbanden und andere Guerillagruppen einfallen.
Trotz dieser Sorgen und Anfrage unterstrichen sie ihre Unterstützung für das Abkommen und für den klaren Aufruf zur gemeinsamen Friedensarbeit als dem einzigen Weg zu einem friedlichen Land. Ihre Schlussfolgerung war: „Frieden müssen wir selbst schaffen, er ist nicht etwas, was von außen kommt. Wir müssen ihn von unserem jeweiligen Wohnort aus erarbeiten.“
Von Diego Álvarez, LWB Kolumbien, redigiert und übersetzt vom LWB-Kommunikationsbüro.Top of Form