Eine neue Offensive der Rebellen hat zu Todesopfern, Vertreibungen und der Einstellung wichtiger öffentlicher Dienste geführt
(LWI) – Neue Kämpfe in dem vom Krieg zerrissenen Nordwesten Syriens haben zum Erliegen aller humanitären Hilfs- und Notfallprogramme geführt, die der Lutherische Weltbund (LWB) und seine Partnerorganisationen für Gemeinschaften leisten, die bereits seit 12 Jahren unter den Folgen des Bürgerkriegs leiden. Mehr als eine halbe Million Menschen sind ums Leben gekommen, und ca. 13 Millionen Syrer und Syrerinnen wurden bisher während einer der weltweit größten Geflüchtetenkrisen vertrieben.
Anfang der Woche haben bewaffnete Oppositionskräfte eine neue Offensive gegen syrische Regierungstruppen gestartet, erhebliche Geländegewinne erzielt und auch die zweitgrößte Stadt des Landes, Aleppo, eingenommen. Berichten aus der Region zufolge kämpfen die Oppositionskräfte jetzt in der Nähe der Stadt Hama, während der wichtigste Verbündete des Regimes, Russland, Vergeltungsangriffe mit seiner Luftwaffe fliegt.
Amira Khamis, LWB-Länderdirektorin für Jordanien und Syrien, erklärte, dass die Sicherheitslage im Gouvernement Aleppo, in dem die meisten Dienste tätig sind, anhaltend „kritisch und unkalkulierbar“ sei. In nur einer Woche, so Khamis, seien mindestens 69 Personen getötet worden, darunter Frauen und Kinder, und es habe eine noch größere Zahl von Verletzten gegeben. „Tausende von Familien wurden zur Flucht gezwungen, oftmals mit nur wenigen Habseligkeiten und unter harten winterlichen Bedingungen“, fügte sie hinzu.
Angst vor Luftangriffen
Der LWB ist seit 2019 in Syrien im Einsatz und arbeitet dabei mit lokalen Partnern zusammen, darunter auch die Griechisch-Orthodoxe Kirche, die Assyrische Orthodoxe Kirche, das Caritas-Netzwerk der katholischen Kirche und eine Organisation der örtlichen Gemeinschaft. Nach dem verheerenden Erdbeben, das die Region im Jahre 2023 erschütterte, hat der LWB seinen Einsatz ausgeweitet, Lebensmittelrationen und Hygiene-Sets verteilt, Gesundheitseinrichtungen unterstützt, Häuser und Schulen wiederaufgebaut und örtliche Organisationen beim Aufbau von Kapazitäten geholfen, die den Kinderschutz und die psychosoziale Unterstützung verbessern.
„Seit der vergangenen Woche haben wir alle Aktivitäten in Aleppo eingestellt, und die meisten internationalen Nichtregierungsorganisationen haben ihr Personal evakuiert“, berichtete Khamis. „Es wurde eine Ausgangssperre verhängt, und die Menschen haben Angst, ihre Häuser zu verlassen, weil sie mit Luftangriffen und Straßenkämpfen rechnen müssen“, stellte sie fest. „Hier beim LWB stehen wir in regelmäßigem Kontakt mit unseren Partnern, und einen lokalen Mitarbeiter haben wir nach Jordanien evakuiert, wobei wir gleichzeitig die Situation genau im Auge behalten.“
Zwar seien alle Straßen zwischen Aleppo und Damaskus gesperrt worden, so Khamis, aber die Menschen seien nach wie vor auf der Flucht vor den Kämpfen. In Aleppo, so berichtete sie, seien Krankenhäuser, die Strom- und Wasserversorgung, die Bäckereien und andere öffentliche Dienste „entweder geschlossen oder außer Betrieb oder sie arbeiten nur mit erheblichen Einschränkungen.“
Unser Team setzt sich weiterhin für die von dieser Krise am stärksten Betroffenen ein.
– LWB-Länderdirektorin für Jordanien und Syrien, Ameera Khamis
Khamis stellte fest, dass die öffentliche Gesundheitsversorgung immer stärker eingeschränkt werde, wenn die Kampfhandlungen fortgesetzt würden. Der LWB erkundet Strategien für Nothilfeeinsätze, damit die dringendsten Bedürfnisse der Menschen erfüllt werden können, dazu gehören die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Unterkünfte, Ausrüstungen für den Winter und essenzielle Gesundheitsdienste.
„Unser Team ist nach wie vor entschlossen, die am härtesten von dieser Krise betroffenen Menschen zu unterstützen“, berichtete Khamis. „Wir fühlen uns verpflichtet, unseren humanitären Einsatz wiederaufzunehmen, sobald es die Sicherheitslage erlaubt. Dabei geht es uns nach wie vor darum, lebensrettende Maßnahmen und Unterstützung für die notleidenden Gemeinschaften zu leisten“, sagte sie abschließend.