Der LWB begrüsst den erfolgreichen Abschluss der Friedensverhandlungen in Kolumbien
Bogota, Kolumbien/Genf, 26. August 2016 (LWI) - Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die Nachricht über die erfolgreiche Beendigung der Friedensverhandlungen in Kolumbien begrüsst. Am 25. August 2016 haben die kolumbianische Regierung und die grösste Guerillagruppe des Landes, die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), ein Friedensabkommen bekannt gegeben, das einen seit 52 Jahren andauernden Bürgerkrieg beendet.
Wichtige Punkte dieses Abkommens sind eine Landreform und Zugang zu Land und Landrechten - Konfliktthemen, die als eigentliche Ursache zu dem Guerillakrieg geführt haben. Weitere wichtige Forderungen sind politische Beteiligung, Entmilitarisierung und eine andere Strategie der Regierung in ihrem Kampf gegen den Drogenhandel. Der Waffenstillstand, der bereits im Juni verkündet worden war, hat gehalten. Das Abkommen muss noch in einer Volksabstimmung am 2. Oktober 2016 bestätigt werden.
„Dieser Schritt in Richtung Frieden ist eine gute Entwicklung", sagte Pfr. Dr. Martin Junge und forderte das kolumbianische Volk auf, „sich auf die Verwirklichung des Traums von einem dauerhaften Frieden in Kolumbien zu freuen und den Albtraum der Gewalt hinter sich zu lassen. Wir wollen den Weg des kolumbianischen Volkes vom Konflikt hin zu Frieden und Gerechtigkeit mit Gebeten und Unterstützung begleiten und damit dem Land eine Zukunftsvision geben."
Unterstützung des Friedensprozesses
Die LWB-Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (IELCO), und das LWB-Weltdienstprogramm in Kolumbien haben den Friedensprozess in dem lateinamerikanischen Land auf unterschiedliche Weise unterstützt. Der LWB arbeitet mit dem Ständigen Ausschuss für die Verteidigung der Menschenrechte der Region Ost (Comité Permanente para la Defensa de los Derechos Humanos (CPDDH) de la Región Este) am Projekt „Wege des Friedens in unserer Region“ (Building Pathways of Peace in our Territory), Seite an Seite mit den Beteiligten des zwischenkirchlichen Dialogs für den Frieden (DiPAZ). Diese Initiative setzt sich dafür ein, die einheimische Bevölkerung einerseits zur Mitarbeit bei der Verteidigung ihrer Rechte zu ermutigen – was Mut und Entschlossenheit erfordert –, und sie andererseits anhand von Bildungs- und Freizeitangeboten an Aktivitäten zur Friedensbildung zu beteiligen und damit Vertrauen aufzubauen.
„Die Zeit ist gekommen, aus unseren Schwertern Pflugscharen zu machen", liess DiPAZ anlässlich des Abschlusses der Friedensgespräche verlauten und zitierte damit den Propheten Jesaja (2,4).
„Die Phase der Gespräche ist abgeschlossen, vor uns liegt jetzt die Umsetzung des Abkommens und somit eine Zeit, in der es um ein Leben in Fülle geht, in dem die Tafel gedeckt ist und wir sie mit allen Menschen aus allen Regionen und Landesteilen Kolumbiens teilen." Wir sagen „Ja“ zu dem Friedensabkommen, und wir sind voller Hoffnung, heisst es abschliessend in der Erklärung.
Im Juli 2015 hat der LWB zusammen mit mehr als 130 ökumenischen und religiösen Organisationen einen offenen Brief an die wichtigsten Verhandlungsführer der Friedensgespräche in Havanna unterzeichnet, in dem zu einem bilateralen Waffenstillstand zwischen den Regierungstruppen und der FARC-Guerilla aufgerufen wurde.
Beendigung eines jahrzehntelangen Krieges
Der Bürgerkrieg in Kolumbien ist der letzte Guerillakonflikt in der Region Lateinamerika. Hauptbeteiligte des Konflikts sind Regierungstruppen und mehrere Guerillagruppen. 2012 begannen Friedensgespräche zwischen der Regierung Kolumbiens und der grössten Guerillagruppe, den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC). Die ELN (Ejército de Liberación Nacional – Nationale Befreiungsarmee), eine ebenfalls grosse Guerillaarmee mit etwas anderem ideologischem Ansatz, hat sich im Frühling dieses Jahres den Friedensgesprächen angeschlossen.
Das Abkommen soll einen Konflikt beenden, bei dem mehr als 200.000 Menschen getötet wurden. Weitere 15.000 Menschen werden vermisst. Millionen von Menschen wurden durch den Guerillakrieg aus ihrer Heimat vertrieben. Aufgrund häufiger Sabotageakte leben heute Hunderttausende ohne sauberes Wasser und ohne Strom. Die meisten der getöteten oder vertriebenen Personen stammen aus der Zivilbevölkerung. Der Konflikt wurde weitgehend durch Lösegeldforderungen nach Entführungen und durch Drogenhandel finanziert.
Das Land hat die Hoffnung, jetzt ein neues Kapitel beginnen zu können, und das LWB-Weltdienstprogramm in Kolumbien engagiert sich mit seiner Arbeit für 'Frieden, Land und Würde für alle'. Um einen Frieden zu bekommen, der gerecht und fair ist und den besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppen dient, erhält die Landbevölkerung Unterweisungen in Menschenrechten, Landrechten und internationalem Recht. Auf diese Weise können die Betroffenen dafür sorgen, dass Land in erster Linie gefährdeten Gemeinschaften zugeteilt wird, damit diese Menschen ihr Leben und ihre Existenz wieder selbst gestalten können.