Medizinisches Personal im AVK: Der Krieg in Gaza verhindert die Behandlung von Krebskranken
(LWI) – Der Tod einer elfjährigen Patientin aus Gaza im Auguste-Viktoria-Krankenhaus (AVK) des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Ostjerusalem verdeutlicht die verheerenden Auswirkungen des anhaltenden Konflikts in Gaza auf die Menschen. Weit weg von ihrem Zuhause und ihrer Familie ist Amira Al-Sabagh, die auch anderen Kindern mit ähnlichen Problemen eine Stimme gegeben hatte, jetzt verstorben.
Eine Stimme für krebskranke Menschen in Gaza
Am 11. November verstarb die elfjährige Amira Al-Sabagh im AVK nach einem langen Kampf gegen den Krebs. Amira, die in einer Strahlenbehandlung war, hatte über ein Jahr in der Klinik verbracht. Eine Rückkehr in ihre Heimat Gaza war nicht möglich.
Beim Ausbruch des Krieges in Gaza befand sich Amira bereits im AVK. Die Kämpfe machten eine Rückkehr nach Hause unmöglich. Amiras Geschichte zeigt wie schwierig die Lage für krebskranke Menschen aus Gaza insbesondere infolge des Konflikts ist.
„Bei Amira wurde ein Hirnstammtumor festgestellt, bei dem die Heilungschancen sehr gering sind. Vor dem Krieg hatten wir Menschen wie sie mit Strahlentherapie behandelt, die es nur im AVK gab, und sie dann zur Palliativversorgung in ihre Heimat nach Gaza geschickt“, erklärte Dr. Khadra Salami, die Kinderonkologin, die Amira behandelt hatte. „Mit dem Krieg, der das Gesundheitssystem in Gaza völlig zerstört hat, hatte Amira kein Zuhause mehr, in das sie zurückkehren konnte, und keinen Zugang zu der dringend benötigten Palliativversorgung.”
Da der Krieg das Gesundheitssystem in Gaza zerstörte, hatte Amira kein Zuhause, in das sie zurückkehren konnte, und keinen Zugang zu der palliativen Versorgung, die sie benötigte.
Dr. Khadra SALAMI, Kinderonkologin am Auguste-Viktoria-Krankenhaus
Getrennt von ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester, die im Kriegsgebiet Gaza geblieben waren, blieb Amira mit ihrer Mutter Iman Al Eish in Jerusalem. „Ihr größter Wunsch war es, ihren Vater und ihre Schwester wiederzusehen. Sie wollte, dass sie aus Gaza nach Jerusalem kommen, wo sie sicher wären“, so ihre Mutter. „Ich möchte meine andere Tochter nicht in Gaza verlieren. Sie ist im Al-Mowasi-Flüchtlingslager und ich möchte sie hier bei mir haben.“
Begraben wurde Amira in Ramallah, weit weg von ihren Angehörigen. Ihre Mutter, die aufgrund von Einreisebeschränkungen in Jerusalem bleiben musste, konnte nicht an der Beerdigung teilnehmen.
Sieglinde Weinbrenner, LWB-Vertreterin in Jerusalem: „Amira war überall für ihr strahlendes Lächeln und ihre starke Persönlichkeit bekannt. Trotz ihrer Krankheit setzte sie sich für die vielen kranken Menschen in Gaza ein, die wie sie dringend eine Behandlung benötigten, aber den Gazastreifen nicht verlassen konnten. Das Mädchen sprach immer wieder von dem Recht dieser Menschen auf medizinische Behandlung.”
Ein sicherer Korridor für lebenswichtige Behandlung
Tief betroffen vom Schicksal von Menschen wie Amira und deren Trennung von ihren Familien, so der Leitende Direktor des AVK, Dr. Fadi Atrash, seien die Mitarbeitenden des Auguste-Viktoria-Krankenhauses. Seit langem ist die Klinik eine Anlaufstelle für kranke Menschen aus Gaza. Amira war eine der letzten an Krebs erkrankten Personen aus Gaza, die im AVK behandelt werden konnten.
Seit Beginn des Krieges haben Krebskranke aus Gaza keinen Zugang mehr zu Bestrahlungen oder Chemotherapie im AVK. „Wir haben die Ausstattung und das medizinische Fachwissen, um diese lebenswichtigen Behandlungen durchzuführen. Einige Patientinnen und Patienten wurden bereits vor dem Krieg von uns behandelt und unsere Teams sind weiterhin bereit, ihre Behandlung fortzusetzen“, erklärte Dr. Atrash.
Das Krankenhaus fordert weiterhin medizinische Evakuierungen, um Patienten aus Gaza den Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Da der Konflikt jedoch andauert, bleibt der Weg weiterhin versperrt, zahlreiche Versuche, Medikamente nach Gaza zu liefern, sind gescheitert. „Das Gesundheitssystem in Gaza ist zerstört. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist ein Menschenrecht“, betonte Dr. Atrash.