Krebskrankes Kind aus Gaza stirbt im AVK, getrennt von der Familie

An den Umständen des Todes der an Krebs erkrankten 12-jährigen Amira aus Gaza zeigt sich die ganze humanitäre Tragödie des Krieges. Das Krankenhauspersonal fordert die Evakuierung von Krebspatienten aus Gaza, damit sie in Jerusalem behandelt werden können. 

28 Nov. 2024
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Amira Al-Sabbagh mit ihrer Mutter im Auguste-Victoria-Krankenhaus. Foto: LWB/E. Shaheen

Amira Al-Sabbagh mit ihrer Mutter im Auguste-Victoria-Krankenhaus. Foto: LWB/E. Shaheen

Medizinisches Personal im AVK: Der Krieg in Gaza verhindert die Behandlung von Krebskranken 

(LWI) – Der Tod einer zwölfjährigen Patientin aus Gaza im Auguste-Viktoria-Krankenhaus (AVK) des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Ostjerusalem verdeutlicht die verheerenden Auswirkungen des anhaltenden Konflikts in Gaza auf die Menschen. Weit weg von ihrem Zuhause und ihrer Familie ist Amira Al-Sabagh, die auch anderen krebskranken Kindern eine Stimme gegeben hatte, jetzt verstorben. 

Eine Stimme für krebskranke Menschen in Gaza 

Am 11. November verstarb die zwölfjährige Amira Al-Sabagh im AVK nach einem langen Kampf gegen den Krebs. Amira war für Bestrahlungen ins AVK gekommen, und hatte dann ihr letztes Lebensjahr in der Klinik verbracht. Eine Rückkehr in ihre Heimat Gaza war nicht möglich. 

Beim Ausbruch des Krieges in Gaza befand sich Amira bereits im AVK. Die Kämpfe machten eine Rückkehr nach Hause unmöglich. Amiras Geschichte zeigt wie schwierig die Lage für krebskranke Menschen aus Gaza insbesondere infolge des Konflikts ist.

„Bei Amira wurde ein Hirnstammtumor festgestellt, bei dem die Heilungschancen sehr gering sind. Vor dem Krieg hätten wir sie im AVK mit Bestrahlungen behandelt, diese Therapie ist in Gaza nicht möglich. Anschliessend wäre sie zur Palliativversorgung nach hause zurückgekehr“, erklärte Dr. Khadra Salami, Amiras behandelnde Kinderonkologin. „Durch den Krieg wurde das Gesundheitssystem in Gaza vollständig zerstört. Amira hatte kein Zuhause mehr, in das sie zurückkehren konnte, und auch keine Möglichkeit, palliativ versorgt zu werden.” 

Getrennt von ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester, die im Kriegsgebiet Gaza geblieben waren, blieb Amira mit ihrer Mutter Iman Al Eish in Jerusalem. „Ihr größter Wunsch war es, ihren Vater und ihre Schwester wiederzusehen. Sie wollte, dass sie aus Gaza nach Jerusalem kommen, wo sie sicher wären“, so ihre Mutter. „Ich möchte meine andere Tochternicht auch noch verlieren. Sie ist im Al-Mowasi-Flüchtlingslager und ich möchte sie hier bei mir haben.“ 

Amira wurde in Ramallah beerdigt, in Abwesenheit ihrer Familie. Nicht einal ihre Mutter konnte an der Beerdigung teilnehmen. Die Behörden hatten eine Beerdigung in Jerusalem ebenso verweigert wie eine Reiseerlaubnis der Mutter ins Westjordanland.  

„Amira war überall für ihr strahlendes Lächeln und ihre starke Persönlichkeit bekannt", sagt Sieglinde Weinbrenner, LWB-Vertreterin in Jerusalem. "Trotz ihrer Krankheit setzte sie sich für die vielen Menschen in Gaza ein, die wie sie dringend eine Behandlung benötigten, aber den Gazastreifen nicht verlassen konnten. Das Mädchen sprach immer wieder von dem Recht dieser Menschen auf medizinische Behandlung.” 

Ein sicherer Korridor für lebenswichtige Behandlung 

Die Mitarbeitenden des Auguste-Viktoria-Krankenhauses kannten das Mädchen gut. Sie seien tief betroffen vom Schicksal von Patienten wie Amira und deren Trennung von ihren Familien, so der Leitende Direktor des AVK, Dr. Fadi Atrash. Seit langem ist die Klinik eine Anlaufstelle für kranke Menschen aus Gaza. Amira war eine der letzten an Krebs erkrankten Personen aus Gaza, die im AVK behandelt werden konnten.

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Dr. Khadra Salami, die pädiatrische Onkologin des Auguste-Viktoria-Krankenhauses, die Amira behandelt hat. Foto: LWB/E. Shaheen

Dr. Khadra Salami, die pädiatrische Onkologin des Auguste-Viktoria-Krankenhauses, die Amira behandelt hat. Foto: LWB/E. Shaheen

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Amiras Zeichnungen schmücken das Büro des psychosozialen Beraters des Auguste-Viktoria-Krankenhauses, der sie und ihre Mutter in den letzten gemeinsamen Monaten unterstützte. Foto: LWB/E. Shaheen

Amiras Zeichnungen schmücken das Büro des psychosozialen Beraters des Auguste-Viktoria-Krankenhauses, der sie und ihre Mutter in den letzten gemeinsamen Monaten unterstützte. Foto: LWB/E. Shaheen

Seit Beginn des Krieges haben Krebskranke aus Gaza keinen Zugang mehr zu Bestrahlungen oder Chemotherapie im AVK. „Wir haben die Ausstattung und das medizinische Fachwissen, um diese lebenswichtigen Behandlungen durchzuführen. Einige Patientinnen und Patienten wurden bereits vor dem Krieg von uns behandelt und unsere Teams sind weiterhin bereit, ihre Behandlung fortzusetzen“, erklärt Dr. Atrash.

Das Krankenhaus fordert weiterhin medizinische Evakuierungen, um Patienten aus Gaza den Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Da der Konflikt jedoch andauert, bleibt der Weg weiterhin versperrt. Zahlreiche Versuche, Medikamente nach Gaza zu liefern, sind gescheitert. „Das Gesundheitssystem in Gaza ist zerstört. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist ein Menschenrecht“, betonte Dr. Atrash. 

LWB/C. Jabar, C. Kästner-Meyer
Program:
Land:
Palästinensische Autonomiegebiete
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