Pfarrerin Allison Werner Hoenen über ihren Lebensweg von Houston in den Vereinigten Staaten nach Leipzig in Deutschland
(LWI) – „Für Christinnen und Christen, besonders für evangelische Lutheranerinnen und Lutheraner, ist das Singen ein wesentlicher Bestandteil unseres Glaubens [und] unserer menschlichen Geschichte“, sagt Pfarrerin Allison Werner Hoenen, die neue Koordinatorin für Liturgiewissenschaft beim Lutherischen Weltbund (LWB).
Seit sie zurückdenken kann, sind Musik und Gesang, Gottesdienst und Liturgie wesentliche Bestandteile ihrer Lebensgeschichte. In ihrer frühen Kindheit in Houston (Texas) im Süden der Vereinigten Staaten begann sie mit dem Flötenspiel. Schon bald wurde sie gebeten, in ihrer örtlichen lutherischen Kirche zu spielen, den Chor zu begleiten oder Solostücke während der Abendmahlsgottesdienste am Sonntagmorgen vorzutragen.
Als sie älter wurde, begann sie ernsthaft darüber nachzudenken, wie ihre musikalischen Gaben und Talente zum gottesdienstlichen Leben der Gemeinde beitragen könnten. Ihr Studium veranlasste sie zudem, sich intensiv mit der Frage zu befassen, wie die Musik das liturgische Leben der Kirche im weiteren Sinne geprägt hat und weiterhin prägt. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Musik und deutscher Literatur an der Rice University in ihrer Heimatstadt zog sie nach Connecticut, um an der Yale Divinity School und dem Institute of Sacred Music Liturgie zu studieren.
Die weitere Welt der liturgischen Einflüsse
Dort traf sie auf andere Musikerinnen, Organisten und Chorleiterinnen sowie Dichter und Kunstschaffende, die ihre Fähigkeiten mit ihr teilten, während sie gemeinsam die Geschichte und Entwicklung der christlichen Liturgie und deren Einfluss auf das gottesdienstliche Leben der Gemeinden bis heute erkundeten. „Als Kind hat mich die Art und Weise, wie wir jeden Sonntag die Messe feierten, zum Staunen gebracht“, erinnert sich Werner Hoenen, „aber als ich älter wurde, wollte ich besser verstehen, was wir im Gottesdienst tun, in den Ritualen, wie wir uns an den Tisch Gottes begeben und was das für unser tägliches Leben bedeutet. Das hat mich dazu gebracht, als Lutheranerin Liturgiewissenschaft zu studieren.“
Nach Abschluss ihres Masterstudiums zog sie zum ersten Mal nach Deutschland, um ein Jahr lang am Institut für Liturgiewissenschaft in Leipzig zu forschen. Diese Erfahrung, so sagt sie, habe ihr die Augen für die weitere Welt der liturgischen Einflüsse geöffnet, „nicht nur für die deutsche Geschichte, die Liturgie oder Fragen des Gottesdienstes, sondern auch für die Hymnologie und die Frage, wie die Liturgie in die ganze Welt hineinreicht.“
Im selben Jahr spürte Werner Hoenen auch den Ruf, einen Master of Divinity abzuschließen und die Ordination als Pfarrerin in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika anzustreben. Sie verbrachte zwei Jahre in Philadelphia am United Seminary (ehemals Lutheran Theological Seminary in Philadelphia) und kehrte dann nach Leipzig zurück, um ein Jahr lang an der Thomaskirche zu arbeiten, wo der Komponist Johann Sebastian Bach begraben liegt. „Viele Menschen besuchen sein Grab und hören dem Thomanerchor zu. Mein Praktikum fiel mit dem 250. Todestag Bachs zusammen, der groß gefeiert wurde, und so verbrachte ich viel Zeit damit, Führungen und Gottesdienste für englische Touristen zu leiten.“
Ordination und Rückkehr nach Deutschland
Nach ihrer Ordination in der Christ the King Lutheran Church in Houston war Werner Hoenen zwei Jahre lang im Pfarrdienst in den Vereinigten Staaten tätig, bevor sie mit ihrem Mann, den sie am Seminar in Philadelphia kennengelernt hatte, nach Deutschland zurückkehrte. Seit 2002 ist sie als Pfarrerin in der Bayerischen Evangelischen Kirche tätig. In den letzten sechs Jahren arbeitete sie zudem als Tutorin für internationale Stipendiatinnen und Stipendiaten bei Mission EineWelt in Neuendettelsau.
Aufgewachsen „in der Einwandererkultur der Vereinigten Staaten“, fühlte sich Werner Hoenen stets inspiriert, zu reisen, „um andere lutherische Gläubige zu treffen und zu erkunden, wie sie in ihren unterschiedlichen Kontexten Gottesdienst feiern“. Sie fügt hinzu: „Als Amerikanerin fühlt man sich immer ein bisschen international, und ich wusste, dass ich deutsche, englische und französische Wurzeln habe. Ich begann in der neunten Klasse mit Deutsch, als ich 14 war, und erkannte, dass mir eine Fremdsprache die Welt eröffnet.“
Nach den COVID-Jahren stellen sich viele Fragen dazu, was es bedeutet, eine gottesdienstliche Versammlung zu sein.
Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender Generalsekretär für Ökumenische Beziehungen des LWB
„Als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam, stellte ich fest, dass die Menschen hier die gleichen Fragen, die gleichen Sehnsüchte, die gleichen Probleme und denselben Glauben haben“, fährt sie fort. „Nun schließt sich für mich der Kreis, und ich kehre als Leiterin des LWB-Referats für Liturgiewissenschaften an das Liturgiewissenschaftliche Institut in Leipzig zurück. Ich bin begeistert von dieser fünfjährigen Berufung und freue mich darauf, die weltweite Gemeinschaft zu erreichen und zu feiern, was uns in unserer lutherischen Identität verbindet.“
„In der gesamten LWB-Gemeinschaft sind wir an unserer gottesdienstlichen Tradition zu erkennen“, sagt Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender Generalsekretär für Ökumenische Beziehungen des LWB. „Doch nach den COVID-Jahren stellen sich viele Fragen dazu, was es bedeutet, eine gottesdienstliche Versammlung zu sein. Wieder ein Liturgiereferat zu haben, das Ideen, theologische Impulse und kontextuelle Fragen sammelt, ist ein äußerst wichtiger Weg, um unsere Praxis in unseren Bekenntnisschriften zu verankern. Meine große Hoffnung ist, dass dies unser lutherisches Bekenntnis mit unseren tiefgreifenden ökumenischen Impulsen und gottesdienstlichen Praktiken zusammenbringen wird.“
„Es gibt so viele Schätze, die wir in den Traditionen unserer Schwestern und Brüder auf der ganzen Welt entdecken können“, sagt Pröpstin Astrid Kleist, Geschäftsführerin des Deutschen Nationalkomitees des LWB, das das neue Liturgiereferat unterstützt. „Wir alle wissen, dass wir unterschiedliche lutherische Identitäten haben, und wir wissen, dass sowohl unsere Gottesdienste als auch unsere Theologien eng mit dem Kontext, in dem wir leben, verbunden sind“, sagt sie. „Wir sind sehr stolz darauf, dieses besondere Projekt zu unterstützen, und ich freue mich darauf, Gott zu loben, wie es unsere Gemeinden in Tansania tun, mit einem philippinischen Lied Gott anzurufen oder wie unsere polnischen Brüder und Schwestern zu Gott zu beten.“