LWB fordert Personal in schwierigen Situationen zu innerer Ruhe und Selbst-Achtsamkeit auf

24 Aug. 2016
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AWD-Direktorin Maria Immonen ermahnt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, auf sich selbst und andere zu achten. Foto: LWB Jordanien

AWD-Direktorin Maria Immonen ermahnt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, auf sich selbst und andere zu achten. Foto: LWB Jordanien

Welttag der humanitären Hilfe 2016

Der Welttag der humanitären Hilfe (WHD) würdigt den Einsatz humanitärer Hilfskräfte überall auf der Welt. Die Einsatzbereitschaft und das Engagement der humanitären Hilfeorganisationen ist von entscheidender Bedeutung, wenn es um lebensrettende Katastropheneinsätze, Lebensmittelverteilung, Flüchtlingshilfe und psychosoziale Unterstützung geht.

Die Abteilung für Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes führt ein Programm in Höhe von EUR 131 Millionen durch, das 2,7 Millionen Menschen auf der ganzen Welt hilft. Der überwiegende Teil der 7 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit arbeitet unter schwierigsten Bedingungen. Viele wurden selbst aus den Reihen von Flüchtlingsgemeinschaften rekrutiert. Oftmals findet der Einsatz unter gefährlichen Bedingungen in Konfliktzonen statt. Gemeinsam ist den Hilfskräften ihr entschlossenes Engagement, das Leben von Menschen zu verbessern, mit denen es das Schicksal nicht gut gemeint hat.

Ein grosses Kontingent an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfordert seitens des LWB eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber dem Personal.

DWS-Direktorin Maria Immonen sagt, dass sich die Hilfskräfte in Krisensituationen gezwungen sehen können, im Einsatz mehr als nur ihre Pflicht zu tun und ihre eigenen Bedürfnisse und Sicherheitsinteressen in humanitären Einsätzen zu vernachlässigen.

„Da es in den letzten Jahren immer mehr Drohungen gegenüber humanitären Hilfskräften gegeben hat, mussten wir bei allen unseren Länderprogrammen in unser Sicherheits- und Schutzmanagement investieren. Darüber hinaus versuchen wir, den Teamgedanken theoretisch und praktisch mehr in den Vordergrund zu stellen. Bei unserer Arbeit ist selten nur eine Person involviert, sondern es geht vielmehr darum, wie ein Team sich besonders in schwierigen Umständen zusammenfindet. In gewalttätigen Konflikten besteht die Möglichkeit, dass sowohl die Bevölkerung als auch unser Personal traumatisiert werden können.

Die beste Hilfe, die unsere Teams bekommen können, ist gegenseitige Unterstützung. Die Teams müssen in der Lage sein, sich in schwierigen Situationen gegenseitig zu tragen und im konkreten Einsatz Stress zu bewältigen. Darauf legen wir Wert", sagt Immonen anlässlich des diesjährigen WHD. Hilfskräfte, die mit schwer traumatisierten Menschen arbeiten, können selbst ein Trauma erleiden und unverhältnismässig hoch belastet werden, wenn sie mit menschlichem Leid und Schmerz konfrontiert werden.

Eine Option besteht darin, innere Distanz zu bewahren und dabei das Risiko einzugehen, zynisch zu werden und Motivation und Antrieb für die Arbeit zu verlieren. Das wollen wir vermeiden. Wir wollen vielmehr den Menschen auf Augenhöhe begegnen und versuchen, ihre Last mit ihnen zu teilen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen niemals vergessen, dass sie auch nur Menschen sind, Ruhe- und Erholungszeiten brauchen, sich frei nehmen müssen, ausgehen, sich um sich selbst kümmern und das Leben geniessen sollen.

Die jüngste Zuspitzung des Konflikts im Südsudan hat den LWB dazu gezwungen, Personal aus Juba abzuziehen. Sechs Tage lang konnte sich das Personal aufgrund der gewaltsamen Auseinandersetzungen in unmittelbarer Nähe des Büros nicht frei bewegen.  Die internationalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden daraufhin evakuiert. Es ist immer ein traumatisches Erlebnis, Kollegen und Kolleginnen in einer solch dramatisch instabilen Situation zurückzulassen.

Mitarbeiter/innen, die Opfer psychosozial betreuen und mit dem Schmerz und Kummer der Überlebenden konfrontiert werden, wissen, wie man professionell an eine Traumabehandlung herangeht. „Manchmal gehen einem Schicksale aber so nahe, dass man teilweise selber traumatisiert wird. In so einer Situation muss man sich auf seine Teammitglieder verlassen können oder professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Man muss eine Auszeit nehmen, um nachzudenken und sich von mentalem Ballast zu befreien.

Achtet aufeinander, unterstützt euch, passt auf euch auf."

AWD-Direktorin Maria Immonen.

LWF/OCS