LWB Honduras: Alternativen zur Migration

04 Febr. 2019
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Ein Vater mit seinem Baby am Grenzposten Aguas Calientes zwischen Honduras und Guatemala, ganz in der Nähe einer Straßensperre des Militärs. Keine Migrierenden ohne Papiere dürfen aus Honduras ausreisen oder über die Grenze nach Guatemala. Jede Person, gegen die ein Haftbefehl in einem der beiden Länder vorlag, wurde in Untersuchungshaft genommen. Foto: LWB/Sean Hawkey

Ein Vater mit seinem Baby am Grenzposten Aguas Calientes zwischen Honduras und Guatemala, ganz in der Nähe einer Straßensperre des Militärs. Keine Migrierenden ohne Papiere dürfen aus Honduras ausreisen oder über die Grenze nach Guatemala. Jede Person, gegen die ein Haftbefehl in einem der beiden Länder vorlag, wurde in Untersuchungshaft genommen. Foto: LWB/Sean Hawkey

Berufliche Qualifizierung und Einsatz für Menschenrechte als Gegenentwurf zu Armut und Gewalt

Tegucigalpa, Honduras/Genf (LWI) – Nach der aus fast 15.000 Asylsuchenden bestehenden Menschenkarawane, die sich im vergangenen Jahr aus Honduras in Richtung US-Grenze auf den Weg gemacht hat, haben jetzt im Januar zwei weitere Gruppen unfreiwillig Migrierender Honduras verlassen, eine dritte Gruppe plant ihren Exodus für Mitte Februar. Mexiko hat 9.000 Anträge für Visa aus humanitären Gründen von Menschen aus Honduras entgegengenommen. Fast täglich passieren ungefähr 750 Menschen die Stadt Tijuana an der Grenze zwischen den USA und Mexiko.

Zwar wurde in den Medien ausführlich über diese Karawane berichtet, aber nur wenige Reporterinnen und Reporter haben die Frage gestellt, warum diese Menschen bereit sind, alles hinter sich zu lassen und diesen Weg zu gehen, oftmals mit kleinen Kindern, durch Gebiete, die von Drogenkartellen und kriminellen Banden kontrolliert werden, um vor der geschlossenen Grenze eines Landes zu stehen, das ihnen feindlich gesinnt ist.

Im Rahmen seines Mittelamerikaprogramms befasst sich der Lutherische Weltbund (LWB) mit dieser Frage und auch mit Migrierenden, die nach Honduras zurückgekehrt sind und denen er praktische Unterstützung und alternative Lösungen für viele Probleme anbietet, mit denen sie konfrontiert werden.

Gemeinsame Asylsuche

Migration mit dem Ziel USA ist nicht neu, und es gibt Millionen von Menschen aus Honduras, El Salvador, Guatemala und Mexiko, die bereits in den Vereinigten Staaten leben, viele von ihnen mit ungeklärtem rechtlichem Status. Bisher sind diese Asyl- und Schutzsuchenden jedoch einzeln oder in kleinen Gruppen gekommen, meistens mit Unterstützung und in Begleitung von Menschenschmugglern. Die neue Art der Migration in großer Zahl hat eine Reihe von Vorteilen. Zunächst müssen diese Menschen nicht die horrenden Summen bezahlen, die von den Menschenschmugglern verlangt werden, typischerweise USD 5.000 pro Person bei Startpunkt Honduras. Weiterhin ist die Reise in großen Gruppen sicherer, als mit Schmugglern unterwegs zu sein, denn die arbeiten innerhalb krimineller Netzwerke, entführen Menschen und verlangen Lösegeld, töten diejenigen, die nicht zahlen, und kidnappen oft Frauen und Mädchen und verkaufen sie als Sklavinnen auf dem Sexmarkt.

Mexiko wird oft als „Friedhof für Migrierende“ beschrieben. Es gibt unzählige Geschichten über Flüchtlinge, die unterwegs getötet wurden, und ebenso viele Geschichten über Vergewaltigung und Folter und über Menschen, die einfach verschwunden sind. Mit Unterstützung der Kirchen sind oft Gruppen von Müttern in Mexiko unterwegs und suchen nach ihren vermissten Kindern.

Die meisten der unfreiwillig Migrierenden kommen aus dem so genannten Norddreieck Zentralamerikas, Honduras, El Salvador und Guatemala. Die Statistik zeigt, dass rund 80 Prozent dieser Menschen aus Honduras stammen. 

Für die meisten Migrierenden, die aus dem Land fliehen, ist die dort herrschende Gewalt der Hauptgrund. Da die Justiz dieses Staates praktisch nicht mehr existiert, bleiben Kriminelle weitgehend straflos. De facto wird das Land von Menschenhandelskartellen und Verbrecherbanden regiert. Viele der vom LWB betreuten Menschen haben das Land aufgrund direkter Drohungen verlassen oder weil Familienmitglieder ermordet wurden, oder weil sie verhindern wollten, dass ihre Kinder von kriminellen Banden zwangsrekrutiert werden.

Die Armut ist ein weiterer wichtiger Faktor, der oftmals im Zusammenhang mit fehlender Ernährungssicherheit und mit dem Klimawandel zu sehen ist. Bestimmte Teile des Landes sind stark von langen Dürreperioden infolge des Klimawandels betroffen, und manche Landwirte konnten seit zehn Jahren keine Ernte mehr einbringen.

Praktische Alternativen anbieten

Damit die Menschen perspektivisch eine Existenzgrundlage und Arbeitsmöglichkeiten haben, bietet das Programm des LWB-Weltdienstes berufliche Qualifikation für die Berufe Zimmermann, Elektriker und Schweißer an und hilft bei der Anschaffung von Geräten und Materialien für die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen und Kleinstbetrieben.

Mit Unterstützung des LWB haben junge Migrierende im Departamento Olancho ein Netzwerk gegründet, das Schulungen im Bereich der Advocacy-Arbeit für Menschenrechte anbietet. Gemeinsam mit Mitgliedern der Kommunalverwaltungen gehören jetzt zwei Vertreterinnen oder Vertreter dieses Netzwerks dem ersten „Protection Table“ für zurückgekehrte Migrierende in der Stadt Catacamas im Departamento Olancho an. Um Heimkehrende zu unterstützen und Migrationswillige von ihrem Vorhaben abzuhalten, hat das Netzwerk u. a. ein Buch herausgebracht, in dem junge Migrierende ihre Geschichten erzählen. Zusätzlich gibt es zahlreiche Fotos und Videos. 

Da inzwischen mehr als eine Million Menschen aus Honduras in den USA leben, gibt es in Honduras kaum einen Haushalt ohne ein Familienmitglied in Amerika. Während nach wie vor viele junge Leute diesem Vorbild folgen und sich auf die gefährliche Reise nach Norden machen wollen, bietet das LWB-Programm konkrete Alternativen und vor allem Hoffnung für diejenigen, die bleiben wollen.

 

Central America – Forced migrants

 


 

 

LWF/OCS