LWB-Rat verabschiedet Erklärung zu Langzeitkonflikten

07 Juli 2015
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Kinder aus Kordofan im Flüchtlingslager Gendrassa (Südsudan). Aufgrund des anhaltenden Konflikts im jüngsten Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen ist das Arbeitsumfeld hier besonders problematisch. Foto: LWB/C. Kästner

Kinder aus Kordofan im Flüchtlingslager Gendrassa (Südsudan). Aufgrund des anhaltenden Konflikts im jüngsten Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen ist das Arbeitsumfeld hier besonders problematisch. Foto: LWB/C. Kästner

Handlungsspielraum für humanitäre Hilfe muss gesichert werden

Genf, 7. Juli 2015 (LWI) – Der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat eine öffentliche Erklärung zum Thema „Langzeitkonflikte und Überlastung der humanitären Hilfe“ verabschiedet, in der er auf die hohe Zahl von weltweit 60 Millionen Flüchtlingen hinweist, von denen zudem über die Hälfte Kinder seien.

„Diejenigen, die weltweit humanitäre Hilfe leisten, sind überbeansprucht und nicht in der Lage, angemessen auf die Bedürfnisse der Menschen zu reagieren, die von diesen gewaltsamen Konflikten betroffen sind. Das Ausmass des Leidens und die erforderliche Hilfeleistung überwältigen das System“, so die Erklärung.

Aktuell ist die Weltdienst-Abteilung des LWB für in 32 Ländern präsent. Sie leistet Hilfe bei Katastrophen und anhaltenden humanitären Krisen. LWB-Weltdienst hilft Menschen auf der Flucht vor der Gewalt in Syrien, im Südsudan, dem Sudan, in Somalia, im Irak, der Zentralafrikanischen Republik, in Mali, der Demokratischen Republik Kongo, in Burundi, Myanmar, Kolumbien und Mittelamerika.

Manche Flüchtlinge haben ihr Zuhause schon zum zweiten oder dritten Mal verlassen müssen, andere verbringen Jahre in Flüchtlingslagern. Ein Beispiel ist Daniel Deba, ein Biologieprofessor aus der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), der vor zehn Jahren bedroht wurde und mit seiner Familie in den Tschad floh. Seine Kinder sind im Flüchtlingslager Dosseye aufgewachsen, wo der LWB Ausbildungsangebote bereitstellt, Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter liefert und psychosoziale Begleitung sowie Hilfe bei der Existenzsicherung leistet. Die Familie weiss nicht, wann sie sicher nach Hause zurückkehren kann oder ob ihr eine Wiederansiedlung in einem anderen Land angeboten wird. „Natürlich will ich nach Hause“, erklärt Deba, „aber das ist nicht möglich.“

Allein im Jahr 2014 sind 15 neue Konflikte ausgebrochen, so dass der Langzeitkrise in der ZAR international weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird. Seit 2015 zählen die Vereinten Nationen sie nicht mehr zu den schwersten humanitären Krisen, bewerten die Situation jedoch als genauso dramatisch wie bisher. Die ZAR ist dabei nur eines unter zahlreichen Beispielen. Die Zahl der Flüchtlinge in Ländern wie Kenia, Äthiopien, Jordanien, dem Tschad und Uganda steigt jährlich weiter an.

Gleichzeitig werden die Arbeitsbedingungen für diejenigen, die humanitäre Hilfe leisten, immer schwieriger. 2014 erlebten Mitarbeitende von LWB-Weltdienst im Südsudan, der ZAR, dem Tschad und in Myanmar zum Teil schwerwiegende Sicherheitsvorfälle. Fortgesetzte Kämpfe verhindern den Transport von Hilfsgütern zu den Notleidenden und verteuern die Hilfsmassnahmen.

In seiner öffentlichen Erklärung ruft der LWB den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf, „das Vetorecht der fünf Ständigen Mitglieder auszusetzen bei Fragen der Verhinderung oder Beendigung von Völkermord, Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Er drängt darauf, dass die an den Konflikten Beteiligten „den humanitäre Hilfe Leistenden … Zugang zu allen Notleidenden … ermöglichen“ und „die Sicherheit, den Aktionsradius und die Freiheit des humanitären Personals … schützen und … fördern, damit sie ihre Arbeit frei von politischem Druck leisten können.“

Die LWB-Mitgliedskirchen ihrerseits werden in der Erklärung aufgefordert, Flüchtlinge gastfreundlich aufzunehmen und Verfolgung leidenden Kirchen und ChristInnen Unterstützung zu gewähren.

Sandra