Prüfungsvorbereitungen in Schulen trotzdem aufgenommen
Bunj, Südsudan/Genf (LWI) – Zwei Wochen nachdem schwere Regenfälle zur Überschwemmung weiter Teile der Flüchtlingscamps und ihrer Gastgebergemeinschaften in der Provinz Maban im Südsudan geführt haben, kehrt ein Team des Lutherischen Weltbundes (LWB) zum Lager zurück und macht sich wieder an die Arbeit. Es gibt schwerste Schäden, und drei der vier Flüchtlingssiedlungen sind nicht mehr erreichbar. Trotzdem haben einige Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler mit den Vorbereitungen für die Prüfungen begonnen.
In Maban bietet der LWB Bildungsprogramme, übernimmt den Schutz von Kindern und sorgt für die Existenzsicherung und den sozialen Zusammenhalt der ca. 150.000 Flüchtlinge aus den sudanesischen Provinzen Blauer Nil und Kordofan und ihre Integration in die ca. 70.000 Menschen zählende Gastgebergemeinschaft. Die Flüchtlinge leben in den vier Flüchtlingslagern Gendrassa, Batil, Doro and Kaya. Gendrassa, Batil und Kaya sind nach wie vor von der Außenwelt abgeschlossen. Die meisten Grundschulen wurden beschädigt. Die noch vorhandenen Schulgebäude haben als Notunterkünfte für Familien gedient, deren Häuser unter Wasser stehen.
– Übersicht über die vier Flüchtlingslager in der Provinz Maban und die Stadt Bunj, die als Gastgebergemeinschaft die Menschen aufgenommen hat Der LWB und andere humanitäre Hilfsorganisationen sind in der Nähe von Doro stationiert.
„Insgesamt sind mehr als 55.000 Schülerinnen und Schüler betroffen“, sagt Hilde van der Draai, Bildungskoordinatorin und während des Katastrophenfalls als Teamleiterin im Einsatz. Mehrere Schulen sind nach wie vor nicht erreichbar, Unterrichtsmaterialien in Geschäften wurde beschädigt oder ist unbrauchbar. Trotzdem haben die Grundschulen in Doro am 25. Oktober den Unterricht wieder aufgenommen. Einige Lehrkräfte haben die Initiative übernommen und Klassenräume organisiert, obwohl sie selbst Opfer der Überschwemmungen sind. Auf diese Weise können sich die Schülerinnen und Schüler auf die Prüfungen in der Grundschule und der weiterführenden Schule vorbereiten.
„Wir müssen einem unserer Lehrer hier vor Ort dafür danken“, sagt van der Draai. „Emad Rabi Daffalla von der Salam-Grundschule in Doro ist es gelungen, die Schüler und Schülerinnen zu mobilisieren, indem er sie an die bevorstehenden Prüfungen erinnerte. In einer Schule, in der nach wie vor einige Familien Zuflucht genommen hatten, sorgte er dafür, dass wenigstens in einigen Räumlichkeiten wieder Unterricht stattfinden konnte. Andere Lehrkräfte sind diesem Beispiel gefolgt.“
Emad Rabi Daffalla und einige seiner Schülerinnen und Schüler.
Überaus engagiertes Personal
Während der Katastrophensituation und der anschließenden Evakuierung des Personals innerhalb der Provinz Maban haben einige sich außerordentlich stark engagiert und die Arbeit im Büro als wichtiger angesehen als ihre persönliche Situation. Elizabeth Paul, die für das Team als Köchin arbeitet, hat für das Personal vor Ort weiterhin Mahlzeiten zubereitet, während ihr eigenes Haus ebenfalls unter Wasser stand. Kolleginnen und Kollegen bestanden darauf, dass sie nach Hause ging und sich um ihre Kinder kümmerte. „Selbst dann sorgte sie noch dafür, dass Mahlzeiten für die Kolleginnen und Kollegen fertig zubereitet waren, damit diese nicht hungrig zu Bett gehen mussten“, erzählt van der Draai.
Die Köchin Elizabeth Paul, die während der Notlage Mahlzeiten für das Team zubereitet hat.
Einen Tag nach der schweren Überschwemmung riskierte Stephen Abdallah, der als Wachmann für den LWB arbeitet, sein eigenes Leben, um seinen Dienst im LWB-Lager Doro in Maban anzutreten. Obwohl sein eigenes Haus komplett überflutet und zerstört war, meldete er sich zur Schicht. „Er kämpfte sich von seinem Haus aus durch die Wasserfluten, um das LWB-Lager zu erreichen“, schreibt das Team vor Ort in einem Brief.
Die Familie des LWB-Datenverwalters Daniel Award entging nur knapp einem Notfall, als bei seiner schwangeren Frau während der ersten Überschwemmung am 11. Oktober die Wehen einsetzten. Ihr Haus in der Stadt Bunj stand bereits unter Wasser, und es gab keine Transportmöglichkeit zum nahe gelegenen Krankenhaus. Mit der Hilfe von Mitgliedern der Gemeinschaft brachte Treza Awad auf dem Weg dorthin einen gesunden Stammhalter zur Welt.
Der kleine Daniel Awad wurde während der Überschwemmung geboren und nach seinem Vater benannt.
Unterstützung für die Schulen nach der Flut
Aufgrund der Auswirkungen der Überschwemmung ist damit zu rechnen, dass die Prüfungsergebnisse 2019 nicht besonders gut ausfallen. Um die schädlichen Folgen so weit wie möglich zu mindern, wird der LWB gemeinsam mit UNHCR und anderen engagierten Partnern intensive Tutor-Programme besonders für die Schülerinnen und Schüler in der Grundschule und in der weiterführenden Schule als Vorbereitungen für die Prüfungen am Jahresende anbieten.
Auch nach der Flutkatastrophe braucht der Südsudan Hilfe für die betroffenen Gemeinschaften. Die Familien, die ihre Häuser verloren haben, brauchen Notunterkünfte und Hilfsgüter, für die Schulen sind Zelte erforderlich, um provisorische Unterrichtsräume bereitzustellen. Das gilt besonders für Schülerinnen und Schüler, die sich auf die Prüfungen zum Jahresende vorbereiten müssen.