LWB unterstützt Seminare zur Verbesserung der Ernährungssicherheit auf dem Land
(LWI) - Sergio Banze ist Grundschullehrer in Tingonhamene, einem Dorf im Distrikt Chokwe der Provinz Gaza im Süden von Mosambik. Im März dieses Jahres hat er an einem für seine Dorfgemeinschaft veranstalteten Seminar über die Haltbarmachung von Lebensmitteln teilgenommen. Ein völlig neuer Ansatz in dieser ländlichen Region, in der Lebensmittel in der jährlichen Trockenzeit von August bis November normalerweise knapp werden.
In dem fünftägigen Seminar hat er gelernt, wie die meisten Gemüse- und Obstarten, die auf dem Land seiner Familie wachsen – Zwiebeln, Maniokblätter, Kohl und Tomaten – gelagert werden können und wie man aus Tomaten, Ananas und Möhren Konfitüre und Chutney macht.
„Sind die Nahrungsmittel so verarbeitet, sind sie bis zu einem Jahr lang haltbar. Das ist eine Lösung gegen den Hunger, der die Haushalte dieser Gemeinschaft in den Mangelmonaten bedroht“, stellt Banze mit Blick auf das vom Mosambikprogramm des Lutherischen Weltbundes (LWB) durchgeführte Seminar fest. 25 Personen aus Tingonhamene haben an dem Programm teilgenommen.
Die Methoden, die in dem Seminar gelehrt werden, sind traditionell. Diese sehr alten, praktischen, einfachen und kostengünstigen Trockenmethoden sind inzwischen nicht mehr allgemein bekannt, erläutert Constantino W. Malate, der beim Länderprogramm der Abteilung des LWB für Weltdienst (AWD) in Mosambik für Planung, Monitoring und Evaluierung zuständig ist.
Das Gemüse wird vor dem Trocknen gewaschen, in kleine Stücke geschnitten und auf einem Netz unter einem Sonnenschutz im Freien aufgehängt. Salz und einige Zwiebelscheiben werden dazugegeben und die Gemüsestücke werden alle zwei Stunden umgedreht, damit sie gleichmässig trocknen. Nach etwa acht Stunden wird das Gemüse ins Haus gebracht und dort luftig zwischengelagert. Bei Blattgemüse, das gewöhnlich in Eintöpfen verwendet wird, wiederholt man den Trockenvorgang am nächsten Tag, um sicherzustellen, dass die Blätter restlos trocken sind. Dann werden sie in saubere, gründlich ausgetrocknete Gefässe gefüllt und können im geschlossenen Raum für den späteren Gebrauch gelagert werden. Andere Gemüse wie etwa Möhren brauchen gegebenenfalls länger zum Trocknen, führt Malate aus.
Tierfutter
In den meisten Haushalten gibt es auch Kleinvieh und Geflügel, daher wird im Rahmen des LWB-Seminars auch die Vorbereitung und Lagerung von Futter für die Trockenzeit behandelt. Dazu werden Gras und/oder klein gehackte Futterpflanzen wie Mais schichtweise in eine rechteckige, mit Plastikfolie ausgelegte Grube gegeben. Zwischen die Schichten werden kleine Mengen Salz, Zucker und Wasser gegeben, bis der Raum aufgefüllt ist. Das Ganze wird mit einer weiteren Folie und mit Sand bedeckt, so dass die Silage trocken und luftdicht abgeschlossen ist. Nach drei Wochen kann der Inhalt zur Fütterung verwendet werden. Die Seminarleitenden vermitteln den bäuerlichen Familien zudem Wissen über häufige Tierkrankheiten und ihre Behandlung und darüber, wie sie ihre Tiere besser versorgen können, um die Milch- und Dungproduktion zu verbessern.
Eine veränderte Wahrnehmung
Für Banze, der Portugiesisch, Sozialkunde, Mathematik und Kunst unterrichtet, ging es bei dem Seminar zur Haltbarmachung von Lebensmitteln auch um die Weitergabe von Wissen und eine veränderte Wahrnehmung der Geschlechterrollen. Seine neuen Kenntnisse gibt er an seine SchülerInnen weiter, damit sie die vorhandenen Ressourcen nutzen und die Familien von einem vielfältigeren, reichhaltigeren Speiseplan profitieren.
Er empfindet es als eine Ehre, den SchülerInnen etwas weitergeben zu können, das ihm in seiner Kindheit fehlte: „Ich bin damit aufgewachsen, dass meine Mutter schon zur Erntezeit Tomaten und Blattgemüse wegwerfen musste, weil wir nicht alles essen konnten, und dann gab es in der Trockenzeit zu den Mahlzeiten keinen Eintopf mehr. Jetzt kann ich zuversichtlich sagen, dass meine SchülerInnen eine andere Situation erleben werden.“ Auf dem Lehrplan der Sozialkunde steht auch die Haltbarmachung von Lebensmitteln, deshalb sieht Banze, der auch dem Gemeinwesenentwicklungsausschuss von Tingonhamene angehört, hier „eine Chance, [den SchülerInnen] zu vermitteln, wie sie ihre Ernährung durch die Haltbarmachung von Gemüse verbessern können. Das ist auch eine Möglichkeit, Jungen und Mädchen gleichermassen mit denselben Inhalten und Fähigkeiten zu erreichen.“
Bei der Teilnahme an dem Seminar ging es auch darum, die allgemeine Einstellung zu Verändern. Das Zubereiten und Haltbarmachen von Nahrungsmitteln wird im Dorf vor allem mit Frauenrollen – Wasser vom Fluss oder Bohrloch holen, Kochen, Hausputz, Versorgung der Familie – assoziiert. Dass in den LWB-Seminaren Frauen und Männer gleichermassen an der Tierhaltung beteiligt sind, hat bei Vielen die Erkenntnis reifen lassen, dass die strikte traditionelle Aufgabenteilung zwischen den Geschlechtern aufgebrochen werden kann, merkt LWB-Referent Malate an.
Die vom LWB durchgeführten Massnahmen stützen sich auf den von der Gemeinschaft festgestellten Bedarf, daher beinhalten die jeweiligen Projekte die nötige Bewusstseinsbildung und sichern eine gleichberechtigte Vertretung der Geschlechter in den Entwicklungsausschüssen und Seminaren.
Die Seminare zur Haltbarmachung von Lebensmitteln sind für Gruppen von 25 Bäuerinnen und Bauern ausgelegt, die Ausschüsse begleiten die beteiligten Haushalte bei der Umsetzung. Es ist vorgesehen, dass LWB-Mosambik bis zum Ende des Projektzyklus 2015 die Seminarinhalte mindestens 3.340 Haushalten in 24 Gemeinwesen der Provinz Gaza vermittelt.
Stärkere Gemeinwesen
In Nhampimbe, einem Dorf, wo aufgrund der HIV und AIDS-Pandemie und anderer Faktoren etwa 30 Waisen und anderweitig gefährdete Kinder leben, erhalten 15 von ihnen eine Schulausstattung – Taschen, Hefte und Stifte. Finanziert wird dies durch die vom LWB unterstützte Spar- und Kreditgruppe IR-VICOBA. Die Mitglieder der Gruppe haben auch die Vormundschaft für die Kinder übernommen und ermutigen einige der Älteren, mit landwirtschaftlichen Aktivitäten ihre Familien zu ernähren, berichtet Emilio Bonifacio Eduardo, Referent für Gemeinwesenentwicklung bei LWB-Mosambik.
„Die Projekte des LWB zur Stärkung von Gemeinwesen zeigen in vielen wichtigen Bereichen Erfolge, wo die Lebensbedingungen der armen ländlichen Bevölkerung verbessert werden, etwa hinsichtlich der Katastrophenvorsorge auf der Ebene der Gemeinwesen, der Verbesserung der Ernährungssicherheit und der Prävention von Malaria und anderen Krankheiten. Es ist ermutigend zu sehen, dass die Beteiligung von Frauen zunimmt, insbesondere in Gebieten mit hoher Analphabetismusquote“, ergänzt Katja José, die als LWB-Vertreterin in Mosambik für die Arbeit der AWD in dem südostafrikanischen Land verantwortlich ist.
(Dieses Feature stützt sich auf Beiträge von AWD-Projektmitarbeitenden in Gaza und Sofala.)