LWB bekräftigt Forderung nach Massnahmen auf europäischer Ebene
(LWI) – Den Lutherischen Weltbund (LWB) empfindet Erschütterung und tiefe Betroffenheit angesichts der vielen verzweifelten Menschen, die bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren und in Europa Zuflucht zu finden, ihr Leben verlieren. Vor diesem Hintergrund hat der LWB an seine europäischen Mitgliedskirchen appelliert, bei ihren Regierungen darauf zu drängen, dass auf europäischer Ebene Massnahmen ergriffen werden, um Leben zu retten.
Die Notwendigkeit solcher Anstrengungen „ist offensichtlich und zwingend“, betont LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge in einem vom 20. April datierten Schreiben an die Mitgliedskirchen der Region. In dem Schreiben fordert Junge die Kirchen auf, an ihre Regierungen zu appellieren, dass sie bei der Europäischen Union darauf drängen, die Such- und Rettungsanstrengungen zur Hilfe für MigrantInnen auf See wirksam und sinnvoll zu intensivieren. Auch müssten legale, sichere Zugänge für Flüchtlinge nach Europa entwickelt werden, etwa durch eine verstärkte Umsiedlung von Flüchtlingen und die Aufhebung der Visumspflicht für Menschen aus Konfliktgebieten.
Der hochrangige LWB-Vertreter weist darauf hin, dass die jüngsten beiden Schiffsunglücke allein bis zu 1.000 Menschenleben gefordert haben könnten. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) seien in diesem Jahr bisher über 36.000 Flüchtlinge und MigrantInnen auf Schiffen in Südeuropa angekommen.
Sollten sich die jüngsten Zahlen bestätigen, seien, so Junge, seit Jahresbeginn über 1.600 Todesopfer zu beklagen. Im Jahr 2014 hätten fast 219.000 Menschen das Meer überquert, 3.500 seien ums Leben gekommen.
Junge erklärt, die Menschen müssten vor Krieg und Verfolgung im Nahen Osten und insbesondere vor dem seit vier Jahren andauernden Konflikt in Syrien fliehen, der Millionen gezwungen habe, ihr Zuhause zu verlassen. Aus Eritrea und dem Sudan wiederum flöhen Menschen angesichts schwerer Menschenrechtsverletzungen.
„Wieder andere sind nicht auf der Flucht, weil sie verfolgt werden, sondern weil sie der erdrückenden Armut zu entkommen suchen“, so Junge weiter.
Die Sorge um Flüchtlinge sei im LWB tief verwurzelt, da Fluchterfahrungen Teil der persönlichen Geschichte sehr vieler LutheranerInnen seien. Am Ende des Zweiten Weltkriegs sei jede/r sechste LutheranerIn Flüchtling oder Vertriebene/r gewesen. LutheranerInnen in aller Welt hätten damals Hilfe geleistet; aus diesen Anstrengungen sei der LWB entstanden.
Bis heute führt der LWB umfangreiche Hilfsprogramme für Flüchtlinge und andere Heimatlose durch. Diese Arbeit sei Kern seines Zeugnisses, die europäischen Kirchen deren wichtiger und integraler Bestandteil.
Junge bekräftigt das grundlegende Engagement des LWB für Menschen, die ihre Heimat verlieren. Er verweist darauf, dass der LWB-Rat im Jahr 2011 seine Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht habe, dass viele reiche Länder „bedrohte Menschen, die zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen waren, nicht so grosszügig aufnehmen, wie es ihnen möglich wäre. Hier geht es nicht selten um Leben und Tod, denken wir etwa an die MigrantInnen, die im Mittelmeer ertrinken.“
Der Generalsekretär bedauert, „dass diese Worte heute noch genauso zutreffen wie vor vier Jahren“.
Der Appell des LWB ist abgestimmt mit der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME) und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK).