Religiöse Akteure mahnen: handeln, um Klimakatastrophe zu verhindern

26 Nov. 2018
Image
Rettungskräfte retten nach schweren Überschwemmungen in Kerala (Indien) Menschen aus ihrer Notlage. Photo: Shishir Kurian/CSI

Rettungskräfte retten nach schweren Überschwemmungen in Kerala (Indien) Menschen aus ihrer Notlage. Photo: Shishir Kurian/CSI

Zum Bericht „Limiting Global Warming to 1.5°C“

Genf (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB), die ACTAlliance, der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und Brot für die Welt rufen Staatsoberhäupter weltweit dringend auf, schnell und auf einander abgestimmt zu handeln, um die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, und bezeichnen dies als humanitäre und ethische Pflicht.

„Als religiöse Organisationen sind wir sehr besorgt, dass die Auswirkungen des Klimawandels insbesondere marginalisierte, schutzbedürftige und arme Menschen treffen und diese zunehmend Notsituationen und humanitären Krisen ausgesetzt sind“, schreiben die vier Organisationen in ihrer 60 Seiten umfassenden (englischsprachigen) Publikation mit dem Titel „Limiting Global Warming to 1.5°C“ (Erderwärmung auf 1,5°C beschränken), die heute, nur ein paar Wochen vor der COP24-Konferenz, veröffentlicht wurde. Die COP24 – die Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen – wird vom 4. bis 12. Dezember in Katowice (Polen) stattfinden.

Die vier Organisationen bekräftigten ihre langjährige Advocacy-Arbeit zum Thema Klimawandel bei den jährlich stattfindenden UN-Konferenzen und in anderen Gremien und bleiben dabei, dass finanziell, technisch und politisch solide Lösungen möglich sind. „Wenn es uns nicht gelingt, den Klimawandel einzudämmen, und wir unsere Bemühungen nicht verstärken, die betroffenen Gemeinschaften jetzt davor zu schützen, setzen wir die zukünftigen Generationen einem unkalkulierbaren Risiko aus“, heißt es in dem Vorwort.

Gleichzeitig, so argumentiert die Publikation, würden verstärkte Bemühungen um den Schutz der Ärmsten und der durch den Klimawandel am stärksten Gefährdeten ein wichtiger Schritt sein für den Schutz künftiger Generationen.

LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge erklärte, die Publikation zeige sehr anschaulich, dass dies unsere „Stunde der Wahrheit“ ist. „Der Klimawandel wird nicht einfach dadurch verschwinden, dass wir behaupten, es gäbe ihn nicht“, so Junge. „Noch können wir etwas ändern. Aber dafür sind tiefgreifende Veränderungen notwendig, die die anhaltende Erderwärmung begrenzen. Als gläubige Menschen wissen wir, wie Gott sich diese Welt vorstellt, und wer wir Menschen Gottes Willen nach in dieser Welt sein sollten. Es ist an der Zeit, dass die Kirchen ihr Augenmerk auf diese Vision richten und sich am Engagement für Klimagerechtigkeit beteiligen.“

Limiting Global Warming to 1.5°C“ wurde von einem Team aus Klimaexpertinnen und -experten und Entwicklungsfachleuten aus Afrika, Europa und Ozeanien verfasst, die sich eingehend mit wissenschaftlicher Literatur zum Thema und Berichten von Menschen vor Ort beschäftigt haben.

Es wird darauf hingewiesen, dass der Sonderbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5°C die Überzeugungen der Partnerorganisationen und Mitglieder der Gruppe aus dem globalen Süden bestätige, dass jede Erwärmung um auch nur ein Zehntel Grad Celsius erhebliche Auswirkungen auf ihre Lebensbedingungen und Existenzgrundlagen habe.

Trotz des Pariser Klimaabkommens von 2015, laut dem die Erderwärmung auf 1,5°C begrenzt werden soll, sei die Welt „nicht auf Kurs“, urteilen die Autorinnen und Autoren und fügen hinzu, dass die Nichteinhaltung dieses Ziels das Erreichen der Nachhaltigen Entwicklungsziele „ernsthaft aufs Spiel setzt“.

Laut der Publikation sind die so genannten „Small Island Developing States“ (Kleine Inselentwicklungsländer), die am wenigsten entwickelten Staaten, Südasien, das südliche Afrika, das Horn von Afrika, der Mittelmeerraum, der Nahe Osten, Mittelamerika und Nordostbrasilien „Hotspots“ des Klimawandels.

Wenn die weltweiten Durchschnittstemperaturen um mehr als 1,5°C steigen sind die Landwirtschaft, der gesunde Zustand der Gewässer, die küstennahen Gemeinwesen und Städte, das Ökosystem der Meere, der tropischen Meere und der Korallenriffe am meisten gefährdet. Es würde Hitzewellen, unregelmäßigen Niederschlag, Stürme, Überschwemmungen und Dürren geben und der Meeresspiegel würde steigen.

„Das ist nicht die Zukunft, die wir erleben wollen“, schreiben die Autorinnen und Autoren und fordern die Staaten der Welt dringen auf, „ihrer Verantwortung gerecht zu werden und ihre NDCs (Nationally Determined Contributions – auf nationaler Ebene festgelegte Beiträge) aufzustocken“.

„Limiting Global Warming to 1.5°C“ empfiehlt: starke und schnelle Reduzierung des CO2-Ausstoßes, multilaterale Zusammenarbeit, Verlagerung der Investitionen in „grüne“ oder nachhaltige Investitionsmöglichkeiten; Lösung der Fragen in Bezug auf Fairness und Klimagerechtigkeit, um die Grundursachen der Vulnerabilität zu überwinden; nachhaltigen Konsum, geringes Bevölkerungswachstum und einen niedrigen Verbrauch von Energie und Nahrungsmitteln.

Der LWB teilt die Überzeugung seiner ökumenischen Partner, dass „die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C eine humanitäre und ethische Notwendigkeit und ein humanitäres und ethisches Gebot ist, und wir bekräftigen, dass finanziell, technisch und politisch solide Lösungen möglich sind“.

 

LWF/OCS