Situation syrischer Flüchtlinge verschlechtert sich

04 Febr. 2016
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Diese syrische Familie lebt in einem Rohbau in Al Mafraq. Viele Flüchtlinge müssen ihre Miete mit Lebensmittelscheinen begleichen. Foto: LWB/M. Renaux

Diese syrische Familie lebt in einem Rohbau in Al Mafraq. Viele Flüchtlinge müssen ihre Miete mit Lebensmittelscheinen begleichen. Foto: LWB/M. Renaux

Humanitäre Organisationen fordern Verbesserungen bei Schutz und Bildung

Genf, 3. Februar 2016 (LWI) – Schutz der Zivilbevölkerung, Unterstützung beim Lebensunterhalt sowie Bildung – laut einem Aufruf des Lutherischen Weltbundes (LWB) und 41 weiterer Hilfsorganisationen sind das die Bereiche, wo bei syrischen Flüchtlingen die Not am grössten ist. In einem Positionspapier rufen die Organisationen die Geber auf, die entsprechenden Mittel aufzustocken.

„Die Konfliktparteien verletzen nach wie vor die Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen und das humanitäre Völkerrecht: sie greifen gezielt und mutwillig ZivilistInnen und die zivile Infrastruktur an – Wohnhäuser, Märkte, Schulen und Krankenhäuser …“, heisst es in der Einführung zu dem Papier.

Ausbeutung, Kinderehen, Rückkehr ins Kriegsgebiet

Das Positionspapier wurde anlässlich der Geberkonferenz (Supporting Syria and the Region) veröffentlicht, die am 4. Februar 2016 in London stattfindet und damit zwischen die erste und die zweite Runde Syrien-Friedensgespräche in Genf fällt. Gastgeber der Konferenz sind Grossbritannien, Deutschland, Kuwait, Norwegen und die Vereinten Nationen. Mit dem Ziel, Mittelzusagen für die Unterstützung der syrischen Flüchtlinge einzuwerben, die Hilfe für die Opfer des Bürgerkriegs in Syrien selbst zu verbessern und jenen, die im Ausland Zuflucht gesucht haben, mehr Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen, wurden führende politische EntscheidungsträgerInnen aus aller Welt, nichtstaatliche Organisationen, die Privatwirtschaft sowie die Zivilgesellschaft geladen.

Das Positionspapier stellt in klaren Worten die Situation der Flüchtlinge im fünften Jahr des Konflikts sowie die drohende humanitäre Katastrophe dar. Die Flüchtlinge, deren finanzielle Mittel aufgebraucht sind, müssten ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse akzeptieren und ihre Kinder als KinderarbeiterInnen ausbeuten lassen; Frauen und Mädchen in ausweglosen Situationen müssten sich prostituieren oder Frühehen eingehen, um zu überleben. Darüber hinaus sähen sich Männer, Frauen und Kinder gezwungen, nach Syrien zurückzukehren oder aber den Versuch zu unternehmen, auf informellem Wege unter grosser Gefahr für Leib und Leben nach Europa zu gelangen.

Verantwortung der Aufnahmeländer

Die 42 Hilfsorganisationen rufen die Aufnahmeländer zu einer Überarbeitung ihrer Visa- und Asylverfahren, zur Sicherung eines besseren Bildungszugangs und zur Aufhebung der Arbeitsbeschränkungen für Flüchtlinge auf, damit „sie selbst und jene, die sie aufgenommen haben, davon profitieren“.

Das Papier verweist insbesondere auch auf die Bedürfnisse besonders gefährdeter Gruppen wie SeniorInnen, Menschen mit Behinderungen, Frauen und Kinder, und drängt auf ihren Schutz. Besondere Gefährdungen von Jungen und jungen Männern, etwa die Zwangseinziehung, sowie deren erhöhtes Risiko einer Ablehnung ihres Asylantrags und einer Neuansiedlung werden ebenfalls aufgezeigt.

Der LWB unterstützt syrische Flüchtlinge im jordanischen Lager Za’atari, in der nahegelegenen Stadt Al Mafraq sowie in anderen Städten Jordaniens wie etwa Amman, versorgt sie mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern, stellt Wohnraum, Wasser- und Abwasserversorgung bereit und leistet psychosoziale Begleitung.

„LWB-Jordanien steht kurz vor dem Start zweier auf vier Jahre angelegter Projekte, die die Lernbedingungen für Flüchtlinge und bedürftige jordanische SchülerInnen in Primar- und Sekundarschulen verbessern sollen“, berichtet die für Jordanien zuständige Programmreferentin des LWB, Caroline Tveoy. „Wir danken der Regierung dafür, dass sie den mehr als 650.000 registrierten Flüchtlingen in ihrem Land den Zugang zu Bildung ermöglicht, aber wir rufen gleichzeitig dazu auf, dass mehr getan wird im Blick auf berufsbildende Angebote, die Beschäftigung von Flüchtlingen im Rahmen einkommensschaffender Massnahmen und die rechtliche Absicherung von Flüchtlingen in illegalen Beschäftigungsverhältnissen.“

LWF/OCS