Der LWB hat ein grenzüberschreitendes Projekt zwischen Norduganda und dem Südsudan ins Leben gerufen, um Informationen zu vermitteln und mit der Rückkehr einhergehende Unsicherheiten für Geflüchtete, Rückkehrende sowie bereits bestehende und neue Aufnahmegemeinschaften zu verringern.
COMPASS-Projekt über Grenzen hinweg für Existenzsicherung und Friedensarbeit
(LWI) – Für südsudanesische Geflüchtete in Norduganda ist eine dauerhafte Rückkehr in ihre Heimat schwierig. In Uganda nimmt die humanitäre Unterstützung ab, und einige Geflüchtete finden, dass das ihnen zugeteilte Land für die Ernährung ihrer Familie nicht ausreicht. Im Südsudan ist die Sicherheitslage jedoch von Gemeinschaft zu Gemeinschaft unterschiedlich, und viele Dörfer sind so zerstört worden, dass die Menschen sie von Grund auf wieder aufbauen müssen.
Der Lutherische Weltbund (LWB) hat ein grenzüberschreitendes Projekt zwischen den beiden Ländern ins Leben gerufen, um Informationen bereitzustellen und die mit der Rückkehr verbundenen Unsicherheiten für Geflüchtete, Rückkehrende sowie bereits bestehende und neue Aufnahmegemeinschaften zu verringern. Das Projekt Lives in Dignity Grant Facility für Cross-border Opportunities for Migration, Peace and Self-Sustainance (COMPASS) arbeitet mit fast 73.000 Menschen in der Provinz Ost Equatoria (Südsudan) und in Flüchtlingssiedlungen in Norduganda zusammen. Sie führen gemeinsam Initiativen zur Friedensarbeit, zum Schutz der Menschen und zur Sicherung ihres Lebensunterhalts durch. Das Projekt begann im Juli 2022 und wird drei Jahre lang laufen.
Enklaven des Friedens
Die Lage im Südsudan bleibt schwierig. Im Jahr 2018 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, doch die Umsetzung verläuft zögerlich. Es gibt immer noch Ausbrüche von Gewalt. Nach fast einem Jahrzehnt voller Konflikte kämpft der Südsudan mit chronischer Ernährungsunsicherheit und den verheerenden Auswirkungen schwerer Überschwemmungen. Zwei Drittel der Menschen im Südsudan wissen nicht, woher ihre nächste Mahlzeit kommen wird. Darüber hinaus hat der Krieg in der Ukraine die ohnehin schon hohen Kraftstoffpreise weiter in die Höhe getrieben. „Das ist ein perfektes Rezept für eine Katastrophe“, sagt Lokiru Yohana, regionaler Programmkoordinator des LWB für Uganda und Südsudan.
Gleichzeitig kehren die Menschen aus unterschiedlichen Gründen in den Südsudan zurück. „Es gibt Enklaven, in denen Frieden und Stabilität herrschen“, erklärt Yohana. Allerdings sind neben dem Wunsch, eigene Nahrungsmittel anzubauen und autark zu leben, Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten wichtige Prioritäten für alle zurückkehrenden Familien. „Rückkehrende, die über eine Ausbildung und berufliche Kompetenzen verfügen, haben im Südsudan bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz als in Norduganda. Das motiviert qualifizierte Rückkehrende weiterhin, die schwierige Entscheidung zur Rückkehr nach Hause zu treffen, auch wenn die Bedingungen für den Frieden noch nicht perfekt sind.“
Das LWB-Projekt will die Voraussetzungen dafür herstellen, dass diese Menschen eine nachhaltige Zukunft haben. Es fördert die friedliche Koexistenz und den sozialen Zusammenhalt zwischen den verfeindeten Gemeinschaften und vermittelt südsudanesischen Flüchtlingen in Uganda landwirtschaftliche Techniken.
Die erste Gruppe hat bereits eine Schulung erhalten. Eine dörfliche Spar- und Darlehensgenossenschaft in der Palabek-Flüchtlingssiedlung in Norduganda hat sich Kenntnisse über intelligente agronomische Praktiken wie einfache Bewässerungstechniken und Sack Farming zur effizienteren Nutzung von Land und Wasser angeeignet. Darüber hinaus erhielten die 30 Landwirtinnen und Landwirte Setzlinge für Gemüse und Obst wie Augenbohnen, Straucherbsen, Zwiebeln, Tomaten und Wassermelonen. Die Gruppe, die im Dezember letzten Jahres eine sechswöchige Ausbildung absolviert hat, plant jetzt ihre Rückkehr. Zwei Mitglieder der Gruppe haben bereits die Grenze überquert, um sich erneut im Südsudan niederzulassen. „Nach der Schulung habe ich Selbstvertrauen entwickelt. Die Erfolgsbilanz der Gruppe ist leicht zu verfolgen, das hat mir Vertrauen gegeben, zumal dies zu höheren Einsparungen bei meinen Gruppenmitgliedern geführt hat“, sagt Olaa David.
Am wichtigsten ist jedoch der immaterielle Gewinn: „Die Menschen, die in den Südsudan zurückkehrten, haben auch ihr neues Wissen mit nach Hause genommen. Ich bin davon überzeugt, dass sie in vielerlei Hinsicht zur Entwicklung ihres Landes beitragen werden, insbesondere durch die Förderung des sozialen Zusammenhalts, der Eigenständigkeit und des Unternehmertums“, so Yohana abschließend.
Das COMPASS-Projekt hat eine Laufzeit von 2,5 Jahren. Es wird von der Europäischen Union, UNOPS und Brot für die Welt mit insgesamt 1,2 Millionen Euro finanziert.