„Was habt ihr einer oder einem von diesen getan oder nicht getan?“

07 Sep 2015
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Finnischer Erzbischof kritisiert drastische Kürzungen im humanitären Bereich

Helsinki (Finnland)/Genf, 7. September 2015 (LWI) – Der finnische Erzbischof Kari Mäkinen hat zur Solidarität mit Flüchtlingen aufgerufen und die Kirchengemeinden ermuntert, ihre Missions- und Diakoniebudgets aufzustocken. Der Aufruf des Erzbischofs steht im Zusammenhang mit der im Juli gefällten Entscheidung der finnischen Regierung, die staatliche Finanzierung für Nichtregierungsorganisationen um 43 Prozent zu kürzen.

„Hier geht es um Werte“, erklärte der Erzbischof bei seiner Eröffnungsansprache anlässlich eines Seminars des Rates seiner Kirche für internationale Beziehungen. „Eines der wohlhabendsten Länder der Erde signalisiert sowohl seinen eigenen Bürgerinnen und Bürgern als auch der Völkergemeinschaft: ‚Was im Rest der Welt passiert, ist nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, dass wir zurechtkommen.‘“

Christus ist in jeder und jedem einzelnen von ihnen

Die drastische Kürzung der Mittel hat erhebliche Rückwirkungen auf kirchliche humanitäre Organisationen wie die Finnische Evangelisch-Lutherische Mission (FELM) und FinnChurchAid.

„Die Millionen am schwersten betroffenen Menschen aber ringen mit Lebensumständen, die für uns unvorstellbar sind“, betonte Mäkinen.

Verunsicherung und das Empfinden mangelnder Sicherheit hätten zur Folge, dass Menschen die Zugehörigkeit zu der einen Menschheit innerhalb der Schöpfung Gottes vergessen. „Christus ist es, für den es in Äthiopien um sauberes Wasser geht, Christus derjenige, der in Nepal von Bildung redet, Christus ist die, deren Leben im Mittelmeer gerettet wird“, so der Erzbischof. „Am Ende, wenn alle Bücher offenliegen, hat der Herr der Kirche nur eine Frage: Was habt ihr einer oder einem von diesen getan oder nicht getan?“

Der Erzbischof mahnte die Gemeinden, keinen Gegensatz aufzubauen zwischen heimischer Wohltätigkeit und Entwicklungshilfe, und ermutigte sie, für 2016 ihre Budgets für Mission und internationale diakonische Arbeit aufzustocken. „Die Kirche kann mit gutem Beispiel vorangehen und mit ihrem eigenen Tun klare Zeichen setzen.“

Weiter betonte Mäkinen: „Wenn wir unserem Herrn in Treue nachfolgen wollen, muss die Kirche Christi furchtlos den unveräusserlichen und absoluten Wert jeder von Gott geschaffenen und erlösten Person verteidigen. Jederzeit und an jedem Ort.“

Die Augen öffnen für die menschliche Tragödie

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die Positionierung des finnischen Erzbischofs begrüsst.

Die Abteilung des LWB für Weltdienst steht alltäglich über 2 Millionen Flüchtlingen weltweit zur Seite – sowohl an den Orten, wohin sie geflohen sind, als auch in ihrer Heimat. „Die Not ist gewaltig“, stellte Maria Immonen, Direktorin von LWB-Weltdienst, fest. „Es ist wichtig, dass Europa seine Augen geöffnet hat für die menschliche Tragödie an seinen Küsten und beginnt, in einer angemesseneren Grössenordnung zu reagieren. Das ist sehr ermutigend.“

Sie fügte aber hinzu: „Gleichzeitig darf keinesfalls vergessen werden, dass nur ein sehr kleiner Anteil der 60 Millionen Flüchtlinge weltweit auch nur versucht, nach Europa zu kommen.“ Die grosse Mehrheit bleibe in extrem schwierigen Situationen zurück, wohin selten Kameras und Medien vordrängen. „Wir müssen dafür sorgen, dass allen Flüchtlingen, egal wo sie sich befinden, in Würde begegnet wird und dass ihre Menschenrechte geachtet werden.“

Immonens Fazit: „Diese Krise wird uns noch lange beschäftigen und die zunehmenden humanitären Anstrengungen müssen ergänzt werden um politische Bemühungen zur Bewältigung der Konflikte, die für die Zivilbevölkerung unerträgliche Situationen schaffen. Auf allen Ebenen muss der Schwerpunkt bei Anstrengungen zur Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung gesetzt werden.

Unterstützung

Unterstützung der Arbeit der LWB-Mitgliedskirchen für die Flüchtlinge in Europa. Der LWB führt über seine Mitgliedskirche in Italien ein Hilfsprogramm durch und bietet damit Flüchtlingen psychosoziale Hilfe an, sammelt Gelder für Soforthilfe in Mitteleuropa und plant Massnahmen für den Kapazitätsaufbau in den Mitgliedskirchen, die schnell auf die Flüchtlingskrise reagieren müssen. Wer das Programm unterstützen möchte, spendet bitte über seine Kirche oder auch über den Lutherischen Weltbund.

Cornelia Kästner