Water and sanitation for Kasai refugees in AngolaWasser und sanitäre Grundversorgung für Flüchtlinge in Angola

07 Dez. 2017
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A woman carries water from a barehole installed by the LWF in Cacanda reception center, Northern Angola. Photo: LWF / C. Kästner

Weitere Mittel erforderlich, um Ausbruch von Krankheiten zu vermeiden

DUNDO, Angola/GENF (LWI) – Annie Ntumba trocknet ihre Reisvorräte. Der Sack Reis stand in einem ungeschützten Bereich des Zeltes, und als die saisonale Regenzeit einsetzte, wurden die kostbaren Reisrationen nass. Jetzt verteilen sie und ihre Nachbarin den Reis zum Trocknen auf einer Plane im Aufnahmezentrum Cacanda in der Nähe von Dundo im Norden Angolas. Ihre feucht gewordenen Nahrungsmittel sind ein Symbol für die gesamte Situation im Lager: Viele Menschen haben große Probleme, für ihre Habe einen sauberen und trockenen Platz zu finden.

Es ist ein heißer, sonniger Sonntag, die Menschen besuchen in ihrer Festtagsskleidung einen der Gottesdienste im Flüchtlingslager. Die blank polierten Schuhe und die weißen Hemden können jedoch nicht über den Gestank und den Schmutz hinwegtäuschen, die zu einem Merkmal des überfüllten Lagers geworden sind.

Zu viele Menschen, zu wenig Platz

Das Aufnahmezentrum beherbergt mehr als 20.000 Flüchtlinge aus Kasai, einer Provinz in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Nach einer umstrittenen Wahl kam es in Kasai, einer Hochburg der politischen Opposition, zu gewalttätigen Übergriffen. Die Zivilbevölkerung wurde zum Angriffsziel von Milizen, manchmal allein deswegen, weil die Menschen für die Regierung oder für eine Regierungsinstitution arbeiteten. Seit Mai 2017 sind mehr als 33.000 Menschen nach Nordangola geflohen, davon sind 75 Prozent Frauen und Kinder.

Sie sind jetzt in der Stadt Dundo oder im Aufnahmezentrum Cacanda, wo „zu viele Menschen auf zu engem Raum leben müssen“, wie ein Mitarbeiter des Lutherischen Weltbundes (LWB) treffend bemerkte.  Trotzdem nimmt die Anzahl der Menschen im Camp weiter zu. Fehlende Ressourcen in den Städten, Polizeirazzien, bei denen Flüchtlinge in den Straßen von Dundo festgenommen werden, und Familienzusammenführungen sind einige der Gründe, warum die Flüchtlinge in ein Lager kommen, in dem die Lebensbedingungen nach allgemeiner Einschätzung völlig unzureichend ist.

„Wir haben hier ein sanitäres Problem“, sagt Ngosa Jean-Pierre Mbombo, Führer der hier lebenden Flüchtlinge und als Mittelsmann für die Kontakte zur Regierung und zu den Nichtregierungsorganisationen zuständig. „Es ist zu eng hier, und 100 Menschen sind schon an Krankheiten gestorben. Wir hatten Fälle von Malaria und Diarrhö und leben in ständiger Angst vor dem Ausbruch einer Epidemie.“ 

LWB-Freiwillige als Putzkolonne im Camp

Der Grund, warum es bisher noch nicht zur Katastrophe gekommen ist, sind einige junge Männer und Frauen in gelben Westen, die als Freiwillige jeden Tag im Lager Reinigungs- und Aufräumarbeiten übernehmen. Sie sammeln Müll ein, säubern die Abwasserkanäle neben den schlammigen Straßen und erinnern die Menschen an grundlegende Hygienemaßnahmen. Der LWB ist zuständig für die Wasserversorgung und die sanitäre Grundversorgung, und hat Wasserstellen und Latrinen eingerichtet und Flüchtlinge rekrutiert, die sich an den Reinigungsarbeiten im Lager beteiligen.

„Es gibt eine Menge Müll hier, aber die Situation hat sich deutlich gebessert, seit wir hier jeden Tag unsere Putzkolonne einsetzen“, sagt Alexi Ntseka, einer der Freiwilligen.

„Manchmal werfen die Menschen ihren Müll einfach auf die Straße, anstatt die Müllbehälter dafür zu benutzen.“ Sein Kollege Alen Kazadi macht das überfüllte Lager für das Verhalten der Menschen verantwortlich. „In ihren Dörfern hatten die Menschen eine Grube auf ihrem Land für ihren Müll. Dafür gibt es hier keinen Platz. Außerdem weiß bei diesen vielen Menschen hier im Camp niemand, wer genau den Müll einfach auf die Straße geworfen hat.“

Langfristige Lösung: neues Lager

Um die Lage in Cacanda zu entspannen, erschließt die Regierung von Angola gerade einen neuen Standort für ein neues Camp in Lovua, in das die Flüchtlinge umziehen sollen. 3.400 Flüchtlinge haben das bereits getan und damit begonnen, Parzellen anzulegen und Dörfer zu errichten. Sie leben nach wie vor in Zelten, aber jede Familie hat genug Platz zur Verfügung, einen Gemüsegarten anzulegen, eine Dusche zu bauen und in einigen Fällen auch ihre eigene Latrine.

Der LWB gehört zu den Hilfeorganisationen, die an der Einrichtung des Lagers beteiligt sind. Das Team hat Nebenstraßen angelegt, Latrinen gebaut und Wasserzapfstellen in Betrieb genommen, die täglich von Wassertankwagen mit 160.000 Kubikmetern Wasser versorgt werden.

Mehr als nur sanitäre Versorgung

Die Wasserversorgung ist nicht die einzige Herausforderung, jeder einzige Quadratmeter Land muss dem Busch abgetrotzt werden. Da das gesamte Lager Cacanda bis Ende März 2018 nach hierher verlegt werden soll, sei dieser Plan ein Rennen gegen die Uhr geworden, sagt Geoffrey Kakaule, LWB-Teamführer in Dundo.

Die Freiwilligen in ihren gelben Westen gibt es auch in Lovua, aber einige von ihnen gehen bei ihrer Arbeit andere Wege. Anstatt trockene Vorträge über Händewaschen und die Benutzung einer Grubenlatrine zu halten, haben die „Motivierer“ Kalubi Mitterand und Mbayi Kueno ihre Gesichter kalkweiß geschminkt, Kostüme und Perücken angezogen und überdimensionierten Brillen aufgesetzt. Sie nennen sich selbst die „Babule International todo mundo“, besuchen Camps und Lagerversammlungen und bringen den Menschen ihre „Sanitärbotschaft“ durch ihre Auftritte als Clowns nahe. „Natürlich brauchen die Menschen eine sanitäre Versorgung“, sagt Mitterand, „aber sie sollen auch lachen und sich mal entspannen.“

In Cacanda hat der LWB 9 Doppellatrinen und 9 Doppelduschen mit Hilfe von Spendengeldern des ACT-Forums gebaut.  Die LWB-Arbeiten zur Verbesserung der sanitären Zustände im Lager Lovua werden von UNICEF finanziert.

 

LWF/OCS