Zerstörungen im Flüchtlingslager Za’atari durch Schneesturm
Amman, Jordanien/Genf, 9. Januar 2015 (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat sein Gelände innerhalb des Flüchtlingslagers Za’atari den syrischen Flüchtlingen angeboten, deren Zelte während des Schneesturms „Huda“ zusammengebrochen sind. Der Blizzard traf den Nahen Osten am 7. Januar. „Jordanien liegt teilweise unter einer Schneedecke. Die Flüchtlinge in den Camps und den Aufnahmegemeinschaften sind am schlimmsten betroffen“, sagt Josef Pfattner, der zurzeit die Arbeit des LWB in Jordanien koordiniert.
„Der LWB konnte in den vergangenen Woche 10.000 Menschen mit Wintersachen versorgen“, erzählt Pfattner. Im Dezember haben 2.000 Familien, die außerhalb des Flüchtlingslagers in jordanischen Ortschaften leben, jeweils einen Heizstrahler, eine wiederauffüllbare Gasflasche, zwei Teppiche und zwei Decken erhalten. „Diese Hilfe war entscheidend und kann gerade zur richtigen Zeit“, sagt Pfattner. „Wir planen, weitere 415 Familien mit Hilfsgütern für den Winter zu versorgen. Wegen des Wetters mussten wir die Ausgabe verschieben, und werden sie jetzt in zehn Tagen fortsetzen”.
Pfattner hat das Flüchtlingslager Za’atari am Tag nach dem Sturm besucht. Der LWB führt dort eine Reihe von Projekten in der „LWB Peace Oasis (Friedensoase)“ durch. „Es ist auch für die Flüchtlinge im Camp schwierig, mit der Situation zurechtzukommen“, sagt er. „Mehrere Zelte wurden weggeweht, viele andere sind in der Nacht unter der Schneelast zusammengebrochen. Am nächsten Tag ist der Schnee getaut, so dass Teile des Geländes jetzt unter Wasser stehen.“
Barfuss in der Kälte
Das Flüchtlingscamp Za’atari beherbergt 85.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien. 15.000 leben nach wie vor in Zelten. „Die Jordanischen Behörden, UNHCR und einige internationale NGO koordinieren die Hilfsmassnahmen, errichten zusätzliche Notunterkünfte für Familien und versorgen sie mit den lebensnotwendigen Nahrungsmitteln und sonstigen Hilfsgütern. Wir vom LWB haben vier unserer fünf Container in der „Peace Oasis“ als vorübergehende Unterkünfte zur Verfügung gestellt“, berichtet Pfattner. Die Container werden im Normalfall für Workshops in der „Peace Oasis“ verwendet.
„Am meisten erstaunen mich die Kinder. Für mich grenzt es an ein Wunder, wie sie in dieser Extremsituation immer noch ein Lachen im Gesicht haben“, sagt Pfattner. Fotos zeigen syrische Kinder, die neben ihren zerstörten Zelten im Schnee spielen. In der winterlichen Umgebung tragen viele nicht mehr als Sandalen. „Es gibt immer noch Tausende von Kindern im Camp, die keine Winterschuhe haben“, berichtet Wejdan Jarrah, die Leiterin der psycho-sozialen Aktivitäten des LWB Jordanien. Im Gespräch machten die Flüchtlinge jedoch deutlich, dass es für sie am wichtigsten sei, zukünftig in Containern statt Zelten untergebracht zu werden, berichtet Pfattner weiter. Die Menschen hätten das Thema Winterschuhe nicht einmal erwähnt, nur ihre Angst, erneut in instabilen Behausungen dem Wetter ausgesetzt zu sein.
Der Wintersturm „Huda“ hat das Leben in Jordanien erheblich eingeschränkt. Die Büros der Behörden sind geschlossen, Hamsterkäufe haben die Tankstellen und die Regale in den Supermärkten geleert. Die Flüchtlinge in den Aufnahmegemeinschaften sind durch diese Verknappungen besonders gefährdet, da sie in alten Gebäuden leben und besonders auf die Gaskocher für die Zubereitung ihrer Mahlzeiten und als Wärmequelle angewiesen sind. „Eine Gasflasche hat früher 8 Jordanische Dinar gekostet, jetzt sind es 15 JD“, sagt Frau Jarrah. „Kein Flüchtling könnte diesen Preis bezahlen. Auch die Lebensmittelpreise sind gestiegen, und es gibt kaum etwas zu kaufen. Aufgrund des Schnees können keine Waren ausgeliefert werden. Die Situation ist äusserst schwierig.“