Junge Menschen bewirken Veränderungen in einer Geflüchtetensiedlung
(LWI) – Manchmal ist der Friede nur eine paar (Tanz-)Schritte entfernt: In Uganda und im Südsudan fördert ein grenzüberschreitendes Projekt den Frieden durch Kunst und Theater – und durch einen traditionellen Tanz der Acholi, einer ethnischen Gemeinschaft, die auf beiden Seiten der Grenze lebt.
Begrenzte Ressourcen, ständige Konflikte
Wie in vielen anderen Geflüchtetensiedlungen gibt es auch in Palabek im Distrikt Lamwo im Norden Ugandas das Problem fehlender Ressourcen und beengter Lebensverhältnisse. Okenyi Martin, ein angesehener Kirchenleiter in der Siedlung, erinnert sich daran, wie Spannungen und Konflikte fast zwangsläufig entstehen und Gemeinschaften und Familien in feindselige Lager spalten: „Die Frauen haben sich an den Entnahmestellen um Wasser gestritten, und auch Konflikte wegen Nahrungsmitteln und Land waren an der Tagesordnung. Selbst wenn ein Kind auf ein Nachbargrundstück zum Spielen gegangen ist, führte das zu Auseinandersetzungen mit der Familie dort“, sagt Martin.
Wie sich allerdings herausstellte, nahmen es die Kinder in dieser Situation auf einmal selbst in die Hand, etwas für den Frieden zu tun. Im Jahre 2018 haben 32 junge Menschen die „Acholi Kids Group“ gegründet. Die Acholi sind eine ethnische Gemeinschaft im Norden Ugandas und im südlichen Südsudan. Die Acholi Kids Group hat bereits Geflüchtete und Aufnahmegemeinschaften in gemeinsame Aktivitäten eingebunden.
2022 hat der LWB das COMPASS-Projekt ins Leben gerufen, um Geflüchteten aus dem Südsudan die Kompetenzen zu vermitteln, sich eine eigene zukunftsfähige Existenz aufzubauen und im Rahmen einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit eine sichere Rückkehr zu fördern. Eines der Ziele des Projektes bestand in der Förderung des sozialen Zusammenhaltes und eines friedlichen Zusammenlebens. Die Acholi Kids Group hat zu diesen friedensstiftenden Tätigkeiten ihren Beitrag durch Tanz- und Theaterprojekte geleistet.
Botschaft der Versöhnung
Eingebettet in die reichen Traditionen der Acholi-Kultur aus dem Südsudan und Uganda haben die Darbietungen der Gruppe die alten Rhythmen mit neuem Leben erfüllt und Familien und Stämme zu gemeinsamen Feiern vereint. Mit jedem Tanzschritt und jedem Beat überwinden diese jungen Menschen ihr Leid und ihre Sorgen und vermitteln mit ihrem Lachen die Hoffnung auf Frieden und Liebe.
„Wer tanzt, kann nicht traurig sein. Wer lacht, zeigt seine Zähne, und das allein ist schon ein Zeichen des Friedens und der Liebe“, sagte Tonny Okema, ein Mitglied der Gruppe, das voller Leidenschaft dabei ist. „Wenn wir mit unserer Darbietung beginnen, kommen Menschen aus ganz unterschiedlichen Gebieten hierher, um zuzusehen“, fügte Patricia hinzu.
Wer tanzt, kann nicht traurig sein. Wer lacht, zeigt seine Zähne, und das allein ist schon ein Zeichen des Friedens und der Liebe
Tonny OKEMA
Ihre Performance, vom rhythmischen Ajere-Tanz bis zum dynamischen Larakaraka-Tanz, schlägt das Publikum in ihren Bann und hilft, Trennungen zu überwinden. Es geht hier aber nicht nur um die Show, sondern darum, ins Gespräch zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen. Mit Hilfe zum Nachdenken anregender Dramen wie „The Man in Zone 8“ verleiht die Gruppe der Versöhnungsbotschaft eine besondere Eindringlichkeit und inspiriert zum Dialog und zum gegenseitigen Verständnis.
Veränderte Gemeinschaft
Die Auswirkungen dieser Darbietungen werden auch abseits der Bühne deutlich. Die Gruppe, so Pfarrer Martin, erinnere die Geflüchteten und die Aufnahmegemeinschaften an ihr gemeinsames Erbe und biete einen Raum für Familien und Nachbarn, die sich entfremdet hätten und über gemeinsame Geschichten und gemeinsames Lachen wieder zueinanderfänden:
COMPASS ist ein grenzüberschreitendes Projekt, das in Uganda und im Südsudan durchgeführt wird und von Brot für die Welt und der Europäischen Union über die UNOPS-Kreditfazilität Leben in Würde mitfinanziert wurde.